corona in bremen: „Bisher benehmen sich die Menschen“
Tim Großmann, 48, ist Landschaftsarchitekt und seit 2012 Direktor des Bürgerparks. Er lebt im sogenannten “Schweizerhaus“ auf dem Parkgelände.
Interview Sophie Lahusen
taz: Herr Großmann, Parks sind momentan einige der wenigen Orte des öffentlichen Lebens, die weiterhin genutzt werden und deswegen sehr überlaufen. Merken Sie das auch im Bürgerpark?
Tim Großmann: Ja, der Bürgerpark wird auf jeden Fall viel intensiver genutzt, seit die Ausgangsbeschränkungen beschlossen wurden. Darin sieht man auch die soziale Funktion, die der Park im Leben der Besucher hat und das freut uns natürlich.
Wie verhalten sich die BesucherInnen?
Grundsätzlich machen alle das, was sie sonst auch machen, aber man sieht schon viel mehr Menschen, die jetzt Sport machen. Es gibt viel mehr Jogger und man merkt natürlich, dass sich die Menschen gegenseitig ausweichen.
Bedeuten mehr BesucherInnen auch mehr Arbeit?
Natürlich bedeutet das immer mehr Arbeit und vor allem mehr Müll, aber bisher benehmen sich die Menschen gut und der Mehraufwand hält sich für uns in Grenzen.
Durch den Ausfall der Bürgerpark-Tombola müssen Sie mit Ihren Ressourcen gut umgehen. Wie ist die Situation?
Dass wir keine Lose verkaufen können und die Tombola zurzeit geschlossen ist, bedeutet für uns ein sehr, sehr großes Problem. Der Erlös macht zehn bis fünfzehn Prozent von unserem Haushalt aus, wir stehen wirklich vor einer großen Herausforderung. Es ist aber nicht nur die Tombola, auch die Gastronomiebetriebe sind geschlossen, Minigolf, Ruderboot-Verleih, das Fahrgastschiff Marie, das sind alles Einnahmen, die wegfallen.
Knapp fünf Wochen lief die Tombola schon, bevor auch sie beendet werden musste – was ist mit den Gewinnen aus dieser Zeit?
Wir machen momentan Kassensturz um zu schauen, wo wir stehen. Wir haben bisher rund 500.000 Euro eingenommen, das letzte Jahr waren es zwischen 1,1 und 1,2 Millionen Euro. Normalerweise machen wir mit der Tombola einen Gewinn von rund 300.000 Euro, wir investieren natürlich auch viel Geld, für Mitarbeiter, Handwerker und so weiter. Aber nicht nur wir als Bürgerpark machen gerade Verluste, auch kleinere Park-Vereine hängen an der Tombola, wie der Rhododendronpark oder der Park links der Weser. Zusammen mit den fehlenden Einnahmen aus der Gastronomie könnten uns dieses Jahr rund 600.000 Euro fehlen.
Was bedeutet das für den Bürgerpark?
Wir versuchen natürlich gerade alle geplanten Investitionen zurückzustellen. Der Bürgerpark hat aber natürlich auch 30 feste Mitarbeiter, da hängen Familien dran und wir sind bemüht, die Gehälter weiter zu zahlen, aber man muss schauen.
Im Moment ist ja auch Brutzeit. Stören die vielen BesucherInnen womöglich auch die Ruhe der Tiere?
Im Moment können wir das noch nicht sagen. Durch die BesucherInnen gibt es vor allem in den Tagesstunden einen großen Nutzungsdruck, aber die meisten Tiere sind an Menschen gewöhnt. Ich gehe trotzdem davon aus, dass es Auswirkungen geben wird, das nehmen die Tiere schon wahr, wenn vor allem auf den verlassenen Wegen mehr Personen verkehren.
Ein neuer Anblick sind auch die Streifenwagen der Polizei, die jetzt vermehrt durch den Park fahren. Wie empfinden Sie das?
Ich glaube, dass niemand davon gestört wird, wenn Streifenwagen langsam auf Wegen fahren und wir wurden im Vorfeld natürlich darüber unterrichtet. Wir arbeiten eng mit der Polizei und dem Ordnungsamt zusammen, und es ist ja nur im Interesse aller, dass Maßnahmen getroffen werden, damit der normale Betrieb bald wieder beginnen kann.
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