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Berlin in Zeiten von CoronaAbstand auf der Rutsche

Einige Bezirke machen ihre Spielplätze entgegen Senatslinie zu, andere halten sie bewusst offen, erinnern aber an Einhaltung der Hygieneanforderungen.

Spielplatz in Pankow: auch ohne offizielle Schließung leer Foto: dpa

Mehrere Bezirke haben ihre Spielplätze entgegen der Senatslinie am Mittwoch geschlossen. Dazu gehören Steglitz-Zehlendorf, Spandau, Marzahn-Hellersdorf, Mitte und Reinickendorf. „Es handelt sich um ein Signal“, sagte die grüne Umweltstadträtin von Steglitz Zehlendorf, Maren Schellenberg zur taz. „Wir untersagen das, weil Kinder nicht in eineinhalb Metern Abstand auf dem Klettergerüst oder der Rutsche spielen.“ Das Verbot bedeute aber nicht, dass man nun die Ordnungsamtsmitarbeiter über die Spielplätze hetze, um die Kinder herunterzuholen.

Als der Berliner Senat am Dienstag das Maßnahmenpaket zur Verhinderung der Ausbreitung des Coronavirus verkündet hatte, waren die Spielplätze von einer Schließung ausgenommen. Die Situation sei im Freien anders als in geschlossenen Räumen, hatte Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) das begründet. Sie appelliere aber daran, auch auf Spielplätzen Abstand zu halten.

Mit der Schließung folge sein Bezirk den Leitlinien der Bund-Länder-Vereinbarung, begründete der Reinickendorfer Bezirksbürgermeister Frank Balzer (CDU) die gegenteilige Entscheidung. Es sei eine fatale Fehleinschätzung, dass der Senat nicht die Empfehlungen der Experten umgesetzt habe.

Auch der CDU-Landesvorsitzende Kai Wegner hatte die Entscheidung am Mittwoch kritisiert und die Schließung aller Spielplätze gefordert. Aufgrund der Einwohnerdichte müssten in der Metropole Berlin eher mehr Maßnahmen ergriffen werden als weniger. „Die Einhaltung eines Sicherheitsabstandes von anderthalb Metern ist bei spielenden Kindern leider lebensfremd“, so Wegner.

Lichtenberg gehört zu den Bezirken, die sich an der Schließung nicht beteiligen. „Unsere 133 Spielplätze werden aktuell deutlich gemieden“, heißt es in der am Mittwoch verbreiteten Presseerklärung. „Diese Entwicklung begrüßen wir und sind allen dafür dankbar.“ Lichtenberg werde die Spielplätze vorerst nicht sperren, bitte aber dennoch alle, weitestgehend auf die Nutzung zu verzichten.

Auch Treptow-Köpenick teilte mit, alle Spiel- und Bolzplätze seien weiterhin geöffnet. Damit dies auch so bleibe, seien alle Nutzerinnen und Nutzer aufgefordert, die einschlägigen Hygieneanforderungen zu beachten. Eltern sollten nicht in Gruppen stehen und die spielenden Kinder sollten bei der Benutzung der Spielgeräte Handschuhe tragen. Durch verantwortungsbewusstes Handeln können alle zum Infektionsschutz beitragen und damit den Kindern und Jugendlichen auch in diesen schwierigen Zeiten möglichst lange den Erhalt dieses Spiel- und Sportangebots ermöglichen.

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