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Ausstellungsempfehlung für BerlinOh, wie schön ist der Kunstbetrieb

In „How beautiful you are!“ widmen sich junge und etablierte Berliner Künstler:innen dem Begriff der Schönheit. Die taz sprach mit einigen von ihnen.

Schönheit der Kunst oder Schönheitsbedürfnis ihres Publikums – fragen sich Sorgen (International) Foto: Julie Legouez
Sophie Jung
Interview von Sophie Jung

Schönheit ist ein Tabuwort in der zeitgenössischen Kunst. Zu oberflächlich benennt es allein den Netzhautkitzel, dabei bedient sich die Kunst doch der Oberfläche nur, um dahinter liegende Tiefen freizulegen – so die Überzeugung.

Maik Schierloh, Betreiber des Kosmetiksalons Babette, der, vom schönen DDR-Glaspavillon an der Karl-Marx-Allee verdrängt, nun im KINDL-Zentrum sein hybrides Kunst-Gastro-Unternehmen weiterführen kann, unterwandert dieses Tabu ja schon im Namen seines Projekts. Nun versammelte er gemeinsam mit Daniela von Damaros eine ganze Reihe junger und etablierter Berliner Künst­ler:innen für die Gruppenausstellung „How beautiful you are!“ – und widmet sich dabei ganz ohne Angst vor Oberflächlichkeiten dem Begriff der Schönheit.

Prominent platzierten die beiden im Maschinenhaus des KINDL-Zentrums den zellulitären Frauenhintern von Martin Eder. Ein klassisches Ölgemälde in Gustave Courbet’scher Manier, das nicht nur den zur Hülle degradierten weiblichen Körper hinterfragt, sondern auch stilistisch auf eine Kunst des späten 19. Jahrhunderts zurückgreift, die einmal gegen das „Schöne“ aufbegehrte.Ganz auf Blick und Haptik hingegen ist Via Lewandowksys zum Fetischhaften perfektionierte Aluminiumskultpur ausgelegt.

Zur Ausstellung

„How beautiful you are!“ – Kosmetiksalon Babette zu Gast im KINDL. Mit Sonja Alhäuser, Marc Bijl, Norbert Bisky, Yvon Cabrowski, Martin Eder, Mathilde ter Heijne, Via Lewandowsky, Sorgen (International) u.a. Bis 8.3., Mi-So, 12-18Uhr. Modenschau von BIEST: 7.3., 20Uhr. Am Sudhaus 3

Dass es bei der Schönheit in der Kunst immer auch um den Kunstbetrieb selbst geht, verdeutlicht wiederum das Kollektiv Sorgen (International). Mit einem ausgeklügelten Kosmetikprodukt-Fake wendet es den Blick weg von der Kunst auf ihr Publikum.

Einblick 813: Sorgen (International), Kunstkollektiv

taz: Welche Ausstellung in Berlin hat euch zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum?

Sorgen (International): Als äußerst anregend in puncto Hinterfragung von Privilegien, patriarchalen Strukturen und nationalen Identitäten empfanden wir den 4. Berliner Herbstsalon, insbesondere Henrike Naumanns „Tag X“. In Fragen von Digital und Peergroup Marketing haben wir uns aber vornehmlich von der GLOW Beauty Messe by dm inspirieren lassen.

Welches Konzert oder welchen Klub in Berlin könnt ihr empfehlen?

Zu effektiven Meetings treffen wir uns eher im Vabali Spa als in Bars oder Clubs. Aus Beautygründen gehen wir nämlich immer früh ins Bett. Ein Sorgen (International) Club ist trotzdem in Planung.

Welche Zeitschrift/welches Magazin und welches Buch begleitet euch zurzeit durch den Alltag?

Götz hat Epiktets „Handbüchlein der stoischen Moral“ mit nach Berlin genommen, wir haben ihn aber noch nie darin lesen sehen. Marta mochte „Panikherz“ von Stuckrad-Barre – weil sie jetzt auch trocken ist. Emma hat „Nichts ist wie es scheint“ von Michael Butter in der Tasche und Julie liest gerade mehrere Bücher gleichzeitig, darunter diverse Selbsthilfebücher, eines über häusliche Gewalt und die Biografie von Alma Mahler-Werfel.

Alice Chardenet
Im Interview: 

Seit 2016 sind Emma Adler, Julie Legouez, Götz Schramm und Marta Vovk das Kunstkollektiv Sorgen (International). In seinen Projekten bedient es sich kapitalistischer Verkaufslogiken und hinterfragt vor dem Hintergrund von Markenwahrnehmung und Identität die Mündigkeit von Käufer*innen. Sorgen (International) arbeitet konzeptuell im Rahmen von Ausstellungen, Aktionen und Performances, in denen es diverse mit seinem Logo bedruckte Merchandise-Artikel präsentiert und zum Verkauf anbietet, wie das Wasser „Sorgen (International) ∞“ in der Gruppenausstellung „How Beautiful You Are“im KINDL Zentrum.

Was ist euer nächstes Projekt?

Als nächstes machen wir die Sorgen (International) Real Estate Agency. Wir haben die Möglichkeit erhalten, eine großartige Immobilie in der Peripherie Berlins kostengünstig zu erstehen. Dies ist der Startpunkt für unser neues Projekt.

Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht euch am meisten Freude?

Unser neuestes Produkt, das neue Sorgen (International) ∞ Wasser, wurde zwar erst vor Kurzem released, wir nutzen es allerdings schon seit geraumer Zeit, und das sehr intensiv. Es begleitet uns durch den Alltag und auf Reisen, zu Hause, in der Küche und bei der täglichen Beauty Routine. Es ist aus unserem Leben nicht wegzudenken und definitiv unser neues Lieblings-Item.

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