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Stock und Hut steht vielen gut

Zum Frauentag wirft eine Lesung in Kiel vielfältige Blicke aufs nicht männliche Flanieren

Von Robert Matthies

Für die Herren unter den Flaneur*innen, jene mit dem ikonischen Duo Stock und Hut also, bedeutete das Herumschlendern in der Stadt vor allem: lustwandeln. Ganz anders ist die Perspektive, die die insgesamt 30 Autor*innen im Sammelband „Flexen. Flâneusen* schreiben Städte“ (Verbrecher-Verlag 2019, 272 S., 18 Euro) einnehmen. Für sie nämlich – Frauen, queere Menschen, People of Color –, so die These des Buches, ist das Flanieren ein Bewegen in Räumen, die nicht für sie vorgesehen sind.

Dabei ist es die Vielfalt der Blicke auf städtische Räume, die klassische Rollenzuschreibungen aufbricht und das nicht-männliche Schlendern als eine widerständige Praxis und Erfahrung der Selbstermächtigung lesbar macht. Da schiebt eine Frau einen Kinderwagen durch die Straßen, begegnet ein lesbisches Paar mit Kind dem Passantenblick, eine Jüdin reflektiert das Gedenken an den Holocaust in Berlin und eine Frau läuft nachts durch die indische Megastadt Mumbai.

Anlässlich des Internationalen Frauentags lesen am Donnerstag in Kiel zwei der Autor*innen des Bandes, Lea Sauer und Simoné Goldschmidt-Lechner, aus dem Band.

„Flexen. Flâneusen* schreiben Städte“: Lesung und Gespräch zum Internationalen Frauentag mit Lea Sauer und Simoné Goldschmidt-Lechner am Do, 5. 3., 19 Uhr, Kiel, Literaturhaus Schleswig-Holstein

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