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Glitschige Natur

Taktisch variabel und in Topform befindlich, rechnet sich Mönchengladbach nach dem 4:1 gegen Düsseldorf mehr aus

Ganz anderes Niveau: Mönchengladbachs Denis Zakaria überspringt Rouwen Hennings Foto: dpa

Aus Düsseldorf Andreas Morbach

Das kleine Rhein-Derby war für die Gäste aus Mönchengladbach super gelaufen – und nun genoss Florian Neuhaus die Stippvisite an seiner früheren Wirkungsstätte. Nachdem er seine Ansichten zum beeindruckenden 4:1-Sieg der Borussia in Düsseldorf geäußert hatte, plauderte der 22-Jährige ausgiebig mit Fortunas Abwehrmann André Hoffmann. Dann gab’s noch ein Erinnerungsfoto mit einem Fan und dazu warme Gedanken an den bevorstehenden Sommer.

„Dann haben wir zwei wunderbare Events mit der EM und Olympia, und bei einem werde ich bestimmt dabei sein“, prophezeite der Mittelfeldspieler, dessen Leistungskurve in diesen Wochen klar nach oben zeigt, parallel zur allgemeinen Entwicklung der Borussia. Beim 2:1 im Hinspiel hatte das Team von Marco Rose lange Zeit große Mühe. Diesmal dagegen fand die Fohlen-Elf die passende Rezeptur für das aggressive Spiel der Fortuna deutlich früher – in der Halbzeitpause, nach einem ausgeglichenen ersten Durchgang.

Aus der defensiven Dreierkette wurde nun eine Viererkette, dafür rückte Tobias Strobl zur Unterstützung des zentralen Mittelfelds aus der Innenverteidigung nach vorne. „Wir können drei bis vier Systeme spielen und auch während eines Spiels immer wieder reagieren. Das ist unsere Stärke“, betonte Jonas Hofmann. „Es ist ein bisschen witzig“, sagte der gebürtige Heidelberger, „im letzten Jahr mussten wir im 4-3-3 immer überlegen, was der Gegner macht. Jetzt müssen die Gegner vor Partien gegen uns schauen, wie sie sich darauf vorbereiten.“

Die glitschige Natur der wechselnden Gladbacher Systeme stellt die Konkurrenz vor wachsende Schwierigkeiten – und lässt rund um den Borussia-Park die Zuversicht auf einen echten Coup erblühen. Mit Herbstmeister Leipzig, der vor dem Sonntagsspiel der Bayern in Köln wieder die Tabellenführung übernommen hatte, kann der Rautenklub mit einem Heimsieg im Nachholspiel gegen Köln gleichziehen. „In dieser Saison ist schon einiges möglich, weil wir vieles richtig machen“, findet Mittelfeldmann Hofmann. Und Cheftrainer Rose fordert: „Wir müssen realisieren, dass es jetzt ans Eingemachte geht. Da kommt es darauf an, zu zeigen, dass wir dabei sind, dass wir wollen.“

„Müssen realisieren, dass es jetzt ans Eingemachte geht“

Marco Rose, Borussen-Coach

Im Tableau weiterhin ganz unten mit dabei sind die Düsseldorfer. Die erste Euphorie nach dem Trainerwechsel von Friedhelm Funkel zu Uwe Rösler hat sich durch die drei Gladbacher Tore nach der Pause durch Lars Stindl (zwei) und Neuhaus schlagartig gelegt. Probleme hatten die Gastgeber allerdings auch schon in ihrer passablen ersten Halbzeit, in der Erik Thommy Borussias 1:0 durch Hofmann egalisierte. Überhaupt nicht zurecht kam vor allem der Ghanaer Kasim Adams, der in der Dreierkette von Gladbachs Mittelstürmer Marcus Thuram immer wieder genarrt wurde.

„Er hat lange nicht gespielt. Ich dachte, wir brauchen mehr Power im Strafraum, offensiv wie defensiv. Das war eine taktische Maßnahme, für die ich die komplette Verantwortung übernehme“, erklärte Coach Rösler. Auch der Plan des 51-Jährigen, Angreifer Rouwen Hennings mit Opoku Ampomah als zweitem Stürmer etwas zu entlasten, ging nicht auf. „Das Resultat ist schwer zu verdauen, am Ende haben wir uns ein bisschen abschlachten lassen“, seufzte Rösler, der sein Personal nun bis zum Gastspiel am Samstag in Freiburg wieder mental aufrichten muss.

Derartige Aufbauarbeit ist bei Florian Neuhaus überflüssig. „Der Trainer hat uns noch mal heiß gemacht“, offenbarte der frühere Düsseldorfer eine zentrale Kraftquelle. Woraufhin sich Marco Rose postwendend mit einem Verweis auf Joachim Löw und das Nationalteam revanchierte. „Der Bundestrainer“, sagte er, „hat alles ganz gut im Griff. Deshalb glaube ich, dass Florian einer ist, der sich dort perspektivisch wiederfindet.“

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