piwik no script img

shortcuts

Menschen am Sonntag

D 1929, R: Edgar Ulmer, Robert Siodmak

In Bierlaune hatten vier junge Filmemacher im Berlin der 1920er eine Idee: Vier junge Menschen bummeln durch einen Sonntag. Mit Laiendarstellern­ an sommerlichen Originalschauplätzen gedreht, geht es hier um wenig mehr als einen Ausflug an den Wannsee. Robert Siodmak und Edgar Ulmer, die Regie führten, Billy Wilder, der das Drehbuch schrieb und Fred Zinnemann, der die Kamera bediente, gingen wenige Jahre später ins Exil und wurden in Hollywood berühmt. Den Stummfilm begleitet jetzt Willem Strank live am Klavier.

So, 20 Uhr, Kino in der Pumpe, Kiel

Die Sammler und die Sammlerin

F 2000, R: Agnès Varda

Nach der Ernte durch die Besitzer darf in Frankreich jedermann in die Obsthaine, auf die Kartoffeläcker, in die Weinberge und in die Gemüsefelder – und sammeln, was Feldarbeiter und Erntemaschinen übrig gelassen haben. Dafür gibt es ein verbrieftes Recht, das bis zum 2.November 1554 zurückreicht. Agnès Varda ist für ihren Dokumentarfilm ein Jahr lang durch Frankreich gereist – in Zeiten einer neuen Armut. Mit diesen Sammlern hat sie eine sehr potente Metapher gefunden für den Zustand der Welt, aber auch sich selbst. Wenn der Film manchmal etwa unordentlich und dahingeworfen wirkt, ist das wie eine Aufforderung an den Sammler im Zuschauer: Stöbern Sie – Sie werden viel Schönes finden!

OmeU: Mi, 19 Uhr; So, 16. 2., 17 Uhr, Metropolis, Hamburg

She‘s Gotta Have It

USA 1986, R: Spike Lee

D: Tracy Camilla Jones, Spike Lee

So locker und witzig wie in seinem Debütfilm­ war Spike Lee nie wieder: Seine Protagonistin mit dem schönen Namen Nora Darling leistet­ sich ganz selbstverständlich drei Liebhaber und beklagt sich dann direkt in die Kamera­ drüber, dass ihr die Sache langsam über den Kopf wächst. Auch die Männer, einer davon ist der Regisseur selbst, werden im Stil einer Filmdokumentation zur Situation befragt. Und Passagen, die allzu aufwendiger zu drehen gewesen wären, ersetzen kecke – Standbilder. Die international erfolgreiche Liebeskomödie war prägender Filme für das „New Black Cinema“.

OmU, So, 20 Uhr; Sa, 22. 2., 22 Uhr; Sa, 29. 2., 20 Uhr, B-Movie, Hamburg

Entre la mer et l’eau douce

CA 1967, R: Michel BraultD: Claude Gauthier und Geneviève Bujold

Ein junger Folksänger aus der Provinz geht nach Montreal, um berühmt zu werden. Ganz in der Tradition des „Direct Cinema“ tragen etwa die Figuren die Namen derer, die sie spielen. Am Drehbuch arbeiteten auch Denys Arcand­ und Claude Jutra mit, später selbst bedeutende frankokanadische Filmemacher­Innen. Der Film läuft im Rahmen des kanadischen Programms „Maple Movies“ (mehr Info: ww.canadanow.de).

OmU: Do, 20.30 Uhr, Kino im Sprengel, Hannover

La Folie Almayer

F/B 2011, R: Chantal Akerman, D: Stanislav Merhar, Aurora Marion

2011 inszenierte die belgische Filmemacherin Chantal Akerman einen Spielfilm mit großem Budget: Die Adaption des Romandebüts von Joseph Conrad bekam durchweg gute Kritiken, hatte aber kaum kommerzielles Potenzial. Ein Grund: Akerman unterlief konsequent Erwartungen ans Erzählkino. Die Geschichte eines Goldsuchers verlegte sie ins Jahr 1950 – und in eine feministische Perspektive. In Bremen läuft der Film in der Reihe „Wahnsinn und Postkolonialismus.“

OmeU: Di, 18 Uhr, City 46, Bremen

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen