Ermittler prüfen Verbindung

Sexueller Kindesmissbrauch: Ermittler in NRW prüfen eine Verbindung zwischen den Taten von Lügde und Bergisch Gladbach – sehen bislang aber keinen strafrechtlich relevanten Zusammenhang

Die Kölner Staatsanwaltschaft und das Justizministerium in Nordrhein-Westfalen haben nach eigenen Angaben keine Hinweise auf einen strafrechtlich bedeutsamen Zusammenhang zwischen den Missbrauchsfällen von Bergisch Gladbach und Lügde gefunden. „Wir haben keinerlei Erkenntnisse darüber gewonnen, dass Täter aus unserem Tatkomplex Bergisch Gladbach auch an den in Lügde begangenen Taten beteiligt gewesen sein könnten“, sagte Oberstaatsanwalt Ulf Willuhn am Mittwoch auf Anfrage. Später wiederholte Justizminister Peter Biesenbach (CDU) am Rande des Rechtsausschusses diese Einschätzung. Sicherheitskreise hatten am Dienstagabend bestätigt, dass die Ermittler bereits seit Längerem mögliche Querverbindungen zwischen Verwandten des mutmaßlichen Haupttäters von Bergisch Gladbach und dem Campingplatz in Lügde prüfen. „Dabei haben sich aber keine Hinweise auf strafrechtlich relevante Sachverhalte ergeben“, sagte Willuhn.

Stellplatz gehabt

Kölner Stadt-Anzeiger, WDR und RTL hatten zuvor berichtet, dass einer der Verwandten, der vorher bereits selbst wegen Missbrauchs verurteilt worden sei, in den 1980er und 1990er Jahren in Lügde einen Stellplatz gehabt habe. Laut Kölner Stadt-Anzeiger bestreitet der Mann, die Täter von Lügde persönlich kennengelernt zu haben. Zudem soll den Medienberichten zufolge ein weiterer Verwandter den Campingwagen an einen der Hauptverdächtigen von Lügde verkauft haben.

Nach einem WDR-Bericht sollen die Ermittler bei dem Verdächtigen aus Bergisch Gladbach zudem kinderpornografisches Material gefunden haben, das in Lügde entstanden sein soll. Dazu habe die Kölner Staatsanwaltschaft keine Erkenntnisse, sagte Willuhn.

Am Donnerstag wird sich auch der nordrhein-westfälische Landtag mit dem Thema befassen. Die SPD-Fraktion hat im Familienausschuss eine dringliche Anfrage gestellt, die Grünen im Innenausschuss. Im Fall Lügde geht es um jahrelangen schweren Kindesmissbrauch auf einem Campingplatz in der Stadt im Kreis Lippe. Das Landgericht Detmold hatte im September zwei Angeklagte zu Freiheitsstrafen von 12 und 13 Jahren verurteilt. Ein weiterer Mann erhielt eine Bewährungsstrafe.

In dem anderen Fall stießen Ermittler ausgehend von Bergisch Gladbach auf ein bundesweites Netzwerk von Verdächtigen, die Kinder – teilweise auch ihre eigenen – missbraucht und Bilder der Taten getauscht haben sollen. Die Ermittler arbeiten sich derzeit durch riesige Datenmengen mit kinderpornografischem Material. (dpa)