Lars Penning Filme aus dem Archiv –frisch gesichtet:
Gern philosophiert der Meisterverbrecher Dr. Mabuse (Rudolf Klein-Rogge) bei seinen kriminellen Unternehmungen über den Willen zur Macht. Denn eigentlich geht es in Fritz Langs zweiteiligem Meisterwerk „Dr. Mabuse, der Spieler“ (1921/22) nicht um Geld und Besitz, sondern um Manipulation. Mabuses vielfältige Inszenierungen sind lediglich Ablenkungen, Teile eines größeren Plans, an dessen Ende die totale Zerstörung einer Gesellschaft steht, die sich mit Hypnose und Psychoanalyse, geheimen Spielclubs und spiritistischen Sitzungen vergnügte. Das Filmmuseum Potsdam zeigt Langs „Mabuse“-Stummfilme ganz bewusst in Fassungen aus den 1960er Jahren (mit neuer Musik), um die unterschiedlichen Ansprüche an Filmrestaurierung und Neueditionen über Jahrzehnte hinweg zu verdeutlichen. Einführung von Prof. Dr. Chris Wahl von der Filmuniversität Babelsberg (11. 1., 19 Uhr (Teil 1), 21.30 Uhr (Teil 2).
John le Carrés literarische Erfindung George Smiley ist einer der berühmtesten Geheimagenten der Welt: kein eleganter Draufgänger à la James Bond, sondern ein von Gegnern leicht zu unterschätzender, unscheinbarer Mann, der seinen Recherchen mit unerbittlicher Präzision nachgeht. In „Dame, König, As, Spion“ sucht der von Gary Oldman besonders zurückgenommen verkörperte Smiley einen Doppelagenten in den Reihen des britischen Geheimdienstes, den Regisseur Tomas Alfredson als eine graue Welt scheinbar unerschütterlicher Bürohengste, verbissener Spinner und politischer Karrieristen zeichnet. Dabei verdeutlicht er aber auch, wie sehr in dieser oberflächlich grauen Welt trotz allem Liebe und sexuelles Begehren, Ambitionen und Loyalität seinen Protagonisten als Triebfeder für ihre Handlungen dienen – und wie jede emotionale Regung die Menschen in diesem Beruf angreifbar macht: Der Gegner weiß jede Schwäche eiskalt für sich auszunutzen (10. 1., 20 Uhr, Babylon Mitte).
Das wohl wichtigste Motiv in Stanley Kubricks Filmen ist der Verlust rationalen Denkens und Verhaltens. Und das trifft auch auf die Hauptfigur im Horrorthriller „The Shining“ (1980) zu: Als der Schriftsteller Jack (Jack Nicholson), der in einem abgelegenen Hotelkomplex für einen Winter als Hausmeister beschäftigt ist, unter dem merkwürdigen Einfluss des Gebäudes den Verstand verliert, kommt es zu albtraumhaften Verfolgungsjagden mit Frau und Kind in Hotelfluren und einem Heckenlabyrinth. Den plakativen Horror der Romanvorlage von Stephen King wandelt Kubrick in seiner Bearbeitung allerdings vornehmlich in subtilen Psychoschrecken ab (11. 1., 22.15 Uhr, Filmkunst 66).
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