: Cucurucho statt Tüte
Auch in Thailand und Mexiko-Stadt geht es seit Anfang des Jahres der Plastiktasche an den Kragen. Die Verbote sind jedoch umstritten
In Thailand, einem der größten Plastikmüllproduzenten der Welt, geben die großen Supermarktketten und Einzelhändler seit dem 1. Januar keine kostenlosen Plastiktüten mehr aus. Die Kunden können stattdessen Tüten aus wiederverwertbarem Material kaufen. Thailand gehört neben China, Indonesien, den Philippinen und Vietnam zu den fünf asiatischen Staaten, die laut der Organisation Ocean Conservancy für mehr als die Hälfte der 8 Millionen Tonnen Plastikmüll verantwortlich sind, die jedes Jahr in den Meeren landen. Die Thailänder verbrauchen im Schnitt acht Plastiktüten pro Tag und Kopf. Bis 2022 will die Regierung die Tüten komplett verbieten.
Diesen Weg ist die Verwaltung der Millionenmetropole Mexiko-Stadt schon gegangen. Dort sind seit Neujahr Plastiktüten verboten.
Die Direktorin für Umweltbewusstsein der 20-Millionen-Einwohner-Stadt, Claudia Hernandez, verweist darauf, dass noch vor dreißig Jahren die Hauptstadtbewohner ihre Einkäufe in Körben, Stofftaschen, Papiertüten oder Netzen nach Hause trugen. „Wir haben eine sehr vielfältige Geschichte, wie Dinge eingepackt werden“, erklärt sie. „Wir sehen, dass die Leute zu Körben zurückkehren, zu Cucuruchos“. Letztere sind kegelförmige Papiertüten, in die einst lose Waren wie Nüsse, Körner oder Chips abgewogen und gepackt wurden. Nach dem nun geltenden Gesetz werden Lebensmittelläden eine Strafe zahlen müssen, wenn entdeckt wird, dass sie weiterhin kostenlose Plastiktüten ausgeben. Die meisten wollen nun wiederverwendbare Tüten aus dickerem Plastik verkaufen, die umgerechnet 70 Cent kosten. Das Problem für viele ärmere Hauptstadtbürger: Sie müssen dafür eine Stunde arbeiten, sollten sie nach Mindestlohn bezahlt werden.
„Sie geben die [neuen Tüten] nicht umsonst ab, sie verkaufen sie, und damit bin ich nicht einverstanden“, sagt Ernesto Gallardo Chavez, der bei der städtischen U-Bahn arbeitet. „Stellen Sie sich nur mal vor, ich vergesse meine Tasche und kaufe viel ein. Wie trage ich das alles, wenn sie keine Taschen mehr ausgeben?“ Bis 2021 sieht das Gesetz in Mexiko-Stadt zudem ein Verbot von Plastikstrohhalmen, Plastikgeschirr, Kaffeekapseln und anderen nur einmal verwendbaren Dingen vor. (ap, afp)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen