Lars Penning Filme aus dem Archiv –frisch gesichtet:
Ein Mann, ein Anzug: Daniel Craig ist als James Bond das Äquivalent zur Drei-Wetter-Taft-Werbung. Egal, wo er sich unter welchen Anstrengungen auch immer seiner Haut erwehren muss – der Anzug sitzt. Und Aston Martin fährt er auch wieder. Also natürlich nicht der Anzug, sondern der James Bond. Jedenfalls in „Skyfall“ (2012), in dem Regisseur Sam Mendes den Agenten im Geheimdienst ihrer britischen Majestät nach einem actionreichen Beginn zurück zu seinen Wurzeln schickt: Während der Superschurke (Javier Bardem) seine Fiesheiten vornehmlich per Computer in Szene setzt, reminisziert Bond in seinem Geburtshaus in den schottischen Highlands seine Jugend und setzt sich gegen den Angriff mit eher antiquierten, aber wirkungsvollen Methoden zur Wehr. Das ist vielleicht nicht immer logisch, aber spannend – und es sieht gut aus (3. 1., 20 Uhr, 5.1., 18 Uhr & 6.1., 22 Uhr, Babylon Mitte).
Der beste Film des abgelaufenen Jahres ist die Satire „Parasite“, in der der südkoreanische Regisseur Bong Joon-ho mit bitterbösem Humor das Sozialgefälle der Gesellschaft seziert. In einem tollen, großzügig designten Architektenhaus kämpfen zwei Familien um den Platz an der Sonne: Den reichen Parks gehört das Haus, während sich die armen Kims dort unter Vorspiegelung falscher Tatsachen als Bedienstete eingeschlichen haben. Mit fortschreitender Handlung wird allerdings immer unklarer, wer denn nun eigentlich die titelgebenden „Parasiten“ sind: die Armen, die sich bei den Reichen eingenistet haben? Oder die Reichen, die mit sorgloser Blödheit und selbstverständlicher Überheblichkeit auf Kosten der Gesellschaft leben? (2. 1., 21 Uhr, 3. 1. & 5. 1., 17 Uhr, 4. 1., 19 Uhr, 8. 1., 19.30 Uhr, Filmmuseum Potsdam)
Kleine Ursache, große Wirkung: Bei der Live-Aufführung des kitschigen Liebesdramas „Das Schicksal einer Frau“ als Radio-Hörspiel verlangt eine kapriziöse Schauspielerin, ihren Rollennamen in Mary Jane abzuändern. Doch nun wollen auch alle anderen Sprecher Änderungen: Eifersuchtsszenen und Nervenzusammenbrüche sind alsbald an der Tagesordnung. In jeder Werbepause wird das Stück solange hektisch umgeschrieben, bis aus der japanischen Romanze im Fischermilieu ein Action-Stück über einen schottischen Piloten namens Donald McDonald geworden ist. In seiner schrillen Farce „Radio no jikan“ (Welcome Back, Mr. McDonald, 1997) veralbert Regisseur Koki Mitani die Faszination der Japaner für die westliche Zivilisation und zeigt am Beispiel der armen Autorin, die sich komplett aufopfern muss, wie japanische Unternehmenskultur funktioniert (5. 1., 20 Uhr, Arsenal 2).
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen