taz🐾sachen: Unser Mann mit den Anzeigen
Anders als ihre bürgerlichen Konkurrenten hatte die taz in ihren Anfängen kaum Anzeigen. Einerseits konnten die Kapitalisten, wie das damals hieß, nicht erkennen, was es bringen sollte, qua Werbung Geld in das linke Blatt zu stecken. Andererseits nutzte die taz dies für ihr Image als unabhängiges und unbestechliches Medium der alternativen Öffentlichkeit. Interessanterweise hatte die taz aber einen Anzeigenverkäufer. 1980 akquirierte er für die Zeitung jede Menge Inserate für hochwertige Hifi-Geräte und -Anlagen. Und hatte dann, wie eine glaubwürdige Quelle im Haus zu berichten weiß, selbst eine paar schöne hochwertige Hifi-Anlagen in seiner Wohnung stehen. Man ging zusammen auch mal ein Bier trinken und da, so unsere Quelle, bestellte sich der Mann am Beginn immer gleich zwei Bier. Er war schon damals ein umfänglicher Mann, der Michael S. Derzeit ist er nun Talk of the Town. Denn er war, wie bei Ex-tazzlern üblich, weiterhin sehr erfolgreich. Nun als Galerist, zuletzt mit Dependancen in Seoul und Beijing. Der Kumpel von Gerhard Schröder unterstützte früh junge Künstler und ebnete ihnen die Karriere, etwa Norbert Bisky, der aber 2007 die Galerie wechselte. Sein früher Sammler Guido Westerwelle wohnte im Haus neben der Galerie S., die nun geschlossen und deren Galerist wegen schweren Betrugs beim Verkauf von Kunstwerken verhaftet wurde. Der Schaden soll etliche Millionen Euro betragen. Natürlich gilt für den Verdächtigen die Unschuldsvermutung. Hatte die taz nicht schon am Anfang auch einen super Strafverteidiger in ihren Reihen?
Brigitte Werneburg
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