Nach erheblichen Vorwürfen: Tierversuchslabor macht dicht
Laut Soko Tierschutz und NDR schließt das Tierversuchslabor in Mienenbüttel 2020. Einige Primaten wurden bereits in die Niederlande abtransportiert.
Von Seiten des Laboratorium wurde zu einer Schließung nichts gesagt. Eine Mitarbeiterin erklärte am Telefon, sie dürfe sich dazu nicht äußern. Eine schriftliche Anfrage wurde bis Redaktionsschluss nicht beantwortet. Der Landkreis Harburg, der für das Labor zuständig ist, wusste bis dato nichts von einer Schließung. Allerdings überprüfe der Landkreis ein Betriebsverbot nach dem Tierschutzgesetz. Das Verfahren laufe noch.
Das Tierversuchslabor in Mienenbüttel ist einer von drei Standorten des privaten Forschungslabors – neben einem in Hamburg-Neugraben und einem weiteren im schleswig-holsteinischen Löhndorf.
Seit Anfang Oktober steht das LPT öffentlich in der Kritik. Die Soko Tierschutz hatte einen Aktivisten verdeckt über mehrere Monate in das Labor in Mienenbüttel eingeschleust und dort heimlich Filmaufnahmen gemacht. Blutende Hunde starben allein in ihren Käfigen, zudem sollen Affen, Hunde und Katzen nicht tierschutzgerecht gehalten und misshandelt worden sein.
Friedrich Mülln, Soko Tierschutz
Eine Veterinärkontrolle folgte, aufgrund der Beanstandungen stellten das niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und der Landkreis Harburg Strafanzeige an die zuständige Staatsanwaltschaft.
Das Landesamt für Verbraucherschutz will dem Unternehmen nun auch in einem Verwaltungsverfahren die Erlaubnis für die bereits genehmigten Tierversuche entziehen und die anzeigepflichtigen Tierversuche untersagen. Dieses Verfahren ist laut einem Sprecher noch nicht abgeschlossen. Derzeit würden die Aussagen des Unternehmens ausgewertet.
„Im Hinblick auf derzeit laufende Tierversuchsvorhaben“ werde aktuell „mit Hochdruck im Einzelfall geprüft, ob ein Abbruch der Versuche aus Tierschutzsicht nicht belastender ist als die Weiterführung des begonnenen Versuches“, heißt es vom Landesamt. Neue Versuchsanträge des Labors würden nicht genehmigt.
Nun bestätigte der Sprecher des Landkreises Harburg, Andres Wulfes, dass kürzlich 76 Affen zurück zum Lieferanten gebracht wurden. Es sei die erste Lieferung dieser Art gewesen und vom Veterinäramt überwacht worden. Das LPT muss den Behörden melden, wenn es Tiere töten oder diese lebend abtransportieren will. Auch ein weiterer Abtransport von Primaten sei bereits angemeldet worden, so Wulfes.
Die Tierrechtsorganisation Animal Rights Netherlands erklärte, sie habe den ersten von zwei Tiertransportern bis nach Tilburg in den Niederlanden verfolgen können. Dort ist der Affengroßhändler Hartelust ansässig, der laut den Tierschützer*innen eine Zulassung für 1.080 Affen hat und eine „Drehscheibe für die internationale Beschaffung und den Handel mit Primaten für Tierversuche“ sei.
Friedrich Mülln von der „Soko Tierschutz“ erklärte, das LPT versuche mit dieser Taktik von den anderen beiden Standorten abzulenken. „Wir werden nicht zulassen, dass die Quälerei dort an Kaninchen, Meerschweinchen, Mäusen, Ratten, Schweinen und Fischen weitergehen kann“, sagt er.
Trotz diverser laufender Verfahren sagte Mülln: „Die Behörden haben nicht den Mut, zum Schutz der Tiere durchzugreifen.“ Er fordert die Übergabe der verbliebenen Tiere des Labors an den Tierschutz. „Es gibt für jedes Tier einen Platz, es ist alles organisiert“, sagt Mülln.
Mitte Oktober protestierten über 7.000 Menschen gegen die Tierversuche in Mienenbüttel. Es war die bisher größte Tierschutz-Demo in Deutschland. Die „Soko Tierschutz“ ruft am Samstag erneut zu einer Demo gegen das LPT auf.
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