boulevard der besten: Ray Trinkhaus
Aller friedlichen Aura des neuen taz-Hauses in der Berliner Friedrichstraße zum Trotz, aber: Gelegentlich müssen Veranstaltungen in unserem Haus besonders geschützt werden. Sicher ist sicher – und: Man weiß ja nie. Das war auch bei der feierlichen Einweihung am 19. Oktober vor einem Jahr so. Prominente Gäste waren zu erwarten, die nicht mit allen auf der Welt befreundet sind. In solchen Fälle steht ein Mann im Haus, der aufpasst, Umsicht behält und eingreifen könnte, wäre das nötig: Ray Trinkhaus heißt er, und jede potenziell attentierende Person überlegt sich in gewisser Hinsicht zweimal – mindestens –, ob das gutgeht, sich mit diesem keineswegs schmalen und kurzen Kerl anzulegen. „Lieber nicht!“, so lautet seine körperliche Botschaft, das muss man eindeutig sagen.
Der Berliner, Jahrgang 1980, wuchs in vielen Vierteln der damals noch geteilten Stadt auf und war damals noch von eher hänflingshafter Gestalt. „Aber“, so erzählt Trinkhaus in der taz Kantine, „das musste ich ändern, um nicht verhauen zu werden.“ Also begann er das, was man in bestimmten Männerkreisen „Pumpen“ nennt. Er ging in Sportstudios, baute sich auf und wirkt nun wie ein Verwandter aus der weltweit schmucken Familie der schwarzeneggerschen Terminatoren für das Gute und Gerechte. Obendrein ist er mit Tattoos verziert – und wahnsinnig interessant. Jedenfalls stellt sich beim Gespräch nach ungefähr zwei Sätzen heraus, dass Ray Trinkhaus nicht umsonst viele Freund:innen in der taz hat – so freundlich und sympathisch, wie er offenkundig vom Wesen her ist: „Taffe Schale, zarter Kern“, so fasste es mal eine Kollegin zusammen, „das lässt sicher fühlen.“ Der Mann, Chef einer Sicherheitsfirma, hat schon in vielen Berufen gearbeitet. Aktuell kümmert er sich auch um Ruhe und Ordnung rund um die Diskotheken am Berliner Alexanderplatz. Als Türsteher, der er auch war, geht seine goldene Regel des Profilings von feierlustigen Gästen so: „Wer sich schon an der Tür nicht benimmt, kommt nicht rein. Wer nur rumschreit, auch nicht. Es ist egal, woher jemand kommt und was er mir androht – und auch egal, welches Geschlecht die Personen haben. Das sind ja oft auch Frauen.“
Viele Jahre hat Trinkhaus bei der Bundeswehr gedient und wollte dort bereits vor einigen Jahren ausscheiden, weil er die Belastungen bei den Auslandseinsätzen nicht mehr aushalten konnte, weil der Druck, eventuell zu Tode zu kommen, nicht mehr aushaltbar war. Zur taz sagt er, sie sei ein wunderbarer Kunde: Sympathische, nette Leute, kein Aggro in der Luft – und immer spannend. Sich mit Trinkhaus zusammenzusetzen und ihn aus seiner Lebensgeschichte erzählen zu hören, endet immer im Wunsch, dass man mehr Zeit bräuchte: Sein Leben verlief nicht in mittelschichtig-smarten Bahnen, da war mehr Kampf um Anerkennung und Wertschätzung, als sich das viele vorstellen mögen. Die taz weiß sich seines Schutzes sicher, und das fühlt sich doch, so sagen es viele, sehr behütet an: Irgendwie gehört er bei uns dazu! (jaf)
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