: Privat schöner fliegen
Der Greta-Thunberg-Effekt beschränkt sich auf Schweden. Die Superreichen und Konzerngrößen jetten sogar öfter allein – mit 40-fachem CO2-Ausstoß
Von Nicole Opitz
Allen Klimadebatten zum Trotz sehen Expert:innen einen Aufwärtstrend bei Privatjets: In den nächsten zehn Jahren würden etwa 7.600 neue Flugzeuge für geschäftliche oder private Reisen gekauft, schreibt das Luftfahrtunternehmen Honeywell Aerospace in einem aktuellen Bericht. Schon in diesem Jahr seien voraussichtlich 690 neue Jets im Einsatz, neun Prozent mehr als im Vorjahr. Vor allem internationale Unternehmen und Superreiche seien daran interessiert, unabhängig von Fluglinien und -plänen hin- und herfliegen zu können.
Das Problem: Privatjets tragen überproportional zum CO2-Ausstoß bei. Laut Bericht verursachen sie pro Passagier:in ungefähr 40-mal so viel Kohlendioxid wie ein kommerzieller Linienflug. Insgesamt sind zur Zeit etwa mehr als 4.600 Privatjets im Einsatz. Ein Fünftel der Jets werden von Prominenten und anderen Reichen bestellt. Unternehmen ordern private Flugzeuge damit Führungskräfte sie nutzen.
Verantwortlich für das steigende Interesse seien keine dringenden Notwendigkeiten, sondern der Spaßfaktor. Es gebe „viele neue Flugzeugmodelle mit neuen geradlinigen Designs“, sagt Gaetan Handfield, der Autor der Studie. „Die Leute möchten die neusten und besten Jets haben.“ Käufer:innen seien vor allem begeistert von der größeren Reichweite aktueller Modelle. Man könne so ohne Unterbrechung von New York bis nach Peking fliegen. Die Inneneinrichtung sei luxuriös: „Sie haben große Kabinen mit vier bis fünf Zonen. Sie haben ein Schlafzimmer, einen Ort, an dem sich die Besatzung ausruhen kann, eine Arbeitskabine, eine zum Essen sowie einen Platz für Unterhaltung“, sagt Handfield. Der Luftfahrtanalyst Brian Foley beschreibt die Motivation als „wie die iPhone-Manie, nur für Jets“.
19 Prozent der Jets werden in Europa gekauft. Etwa zwei Drittel entfalle auf die USA und China. In Schweden allerdings, so Foley, sei der Greta Thunberg-Effekt zu spüren. Dort sei der Flugreisemarkt „um etwa fünf Prozent zurückgegangen“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen