Bernhard Pötter Wir retten die Welt: Verrückt wie SPD und Weltbank
Revolution ist immer da, wo ich gerade nicht bin. Kaum sind wir mal ein paar Tage außer Haus, um in den Herbstferien die Füße hochzulegen und Äpfel zu ernten, schlägt in den Hauptstädten der Welt die „Extinction Rebellion“ zu.
An diesem Montag wurden in Berlin von Tausenden XR-AktivistInnen zum Beispiel der Potsdamer Platz und der Kreisverkehr an der Siegessäule blockiert. Alles gerät durcheinander. Das bekomme ich auch in der niedersächsischen Provinz mit. Die FAZ lobt die Rebellen, in der taz steht die Warnung, das seien ja keine Linken.
Auch sonst gerät die Welt aus den Fugen. Die Forderungen der XRebellen sind so brutal radikal, dass kaum ein Medium wagt, sie offen zu nennen: „Sagt die Wahrheit! Handelt jetzt! Überwindet die Politik!“ Was sie verlangen, ist so durchgeknallt, dass man sich darüber nur lustig machen kann: Ein schnelles Ende der CO2-Emissionen, ein Stopp des Artensterbens bei Pflanzen, Tieren und Menschen, den Abschied von den Spielregeln einer Politik, die uns diesen Mist eingebrockt hat.
Unterstützung bekommen die Rebellen nur von ähnlich Abgedrehten. Zum Beispiel von einem Portugiesen namens Antonio Guterres. Der fordert: Ab sofort keine neuen Kohlekraftwerke und ein Ende der Steuersubventionen für Öl, Gas und Kohle. Dann gibt es noch die Splittergruppe „SPD“, die sich dafür stark macht, es dürfe in der Klimapolitik „kein Weiter so!“ geben. Vor allem aber bekommen die DemonstrantInnen Schützenhilfe von einer obskuren Physikerin aus Templin, die eine „Ende von Pillepalle“ in der Klimapolitik fordert. Ja, wer keine politische Verantwortung trägt, der hat gut reden! Aber der Sumpf der Sympathisanten ist noch breiter. Eine Weltverschwörung verrückter Wissenschaftler, die Geheimloge IPCC, erklärt, die 1,5-Grad-Grenze beim Klima sei nur zu halten, wenn sich unser ganzes Leben – „weitreichend verändert“. Ihre Radikalforderung: Halbierung der weltweiten Klimagase in nur einem Jahrzehnt!
Bei all diesen Spinnereien lobt man sich Sachverstand eines CSU-Verkehrsministers Andi Scheuer, der die Proteste „unsäglich“ findet. Die Erfolge dieser Politik des aktiven Klimaschutzes der Bundesregierung, besonders im Verkehr, sind offensichtlich. Deshalb ist es auch unfair, was „Extinction Rebellion“ und all ihre Mitverschwörer da tun: Ab Montag das einzufordern, was am Sonntag versprochen wird.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen