TV-Ausstrahlung der EM 2024: Keine Panik, Fußball-Deutschland!
Die Telekom hat sich wohl die TV-Rechte an der Fußball-EM 2024 gesichert. Aber ein paar Kröten für Sublizenzen werden ARD und ZDF schon finden.
Dass das Gezocke um Sportrechte mittlerweile manchmal spannender ist als so manches müde Liga-Spiel, ist ein alter Hut. Jetzt also die Telekom – sorry: Magenta-TV. Der Streaming-Dienst soll nach dutzenden übereinstimmenden Presseberichten die Rechte an der Fußball-EM 2024 so gut wie in der Tasche haben. Und jetzt ist das Gegreine groß.
Wieso eigentlich? Weil die EM 2024 mal wieder in Deutschland stattfindet, sagen die einen. Und ARD und ZDF mal wieder maximal magentafarbene Sublizenzen kaufen können. Und dann heißt der eben erst gekürte neue TV-Chef der Telekom, der seinen Job Anfang November antritt, auch noch Michael Schuld. Klarer Fall also. Der Ausverkauf des Sports geht weiter.
Nicht dass sich die Mitbewohnerin und ich viel aus Fußball machten: Aber die Schuld jetzt ausgerechnet der Telekom zuzuschieben, ist nicht fair gespielt. Big Sport ist Big Business und als solcher auf dem klaren Weg, hinter der Bezahlschranke zu verschwinden. Schuld daran ist aber nicht Michael von der Telekom, sondern der geldgeile Sport und seine Funktionäre (im Fußball sind es de facto nur Kerle) selbst. Die Champions League, ehemals beim ZDF zu Hause, ist schon futsch, bei den Olympischen Spielen hat auch nur mäßiges Missmanagement bei Discovery dazu geführt, dass ARD und ZDF plötzlich entdeckten, dass sie doch weiter Olympia im Programm haben konnten.
Was ist mit dem öffentlich-rechtlichen Sportetat?
Und bevor jetzt alle wieder die Öffentlich-Rechtlichen bemitleiden und dafür hätscheln, dass sie für Sport nicht mehr bereit sind, jede Summe rauszuhauen: Sie würden’s, wenn sie’s könnten. Jedenfalls die dafür zuständigen Fernsehfußballfunktionäre (soweit ich’s überblicke, auch alle männlich). Was man schon daran sehen kann, dass ARD und ZDF ja flugs die Lizenzen an der allseits als überteuert eingeschätzten Fussie-Nations-League kauften, als die TV-Rechte an den olympischen Ringen futsch schienen.
Weshalb die gerne mal gestellte Frage wiederholt sei, wie das eigentlich mit diesen gedeckelten öffentlich-rechtlichen Sportetats funktionieren kann. Weil ja dann doch immer noch Kohle da zu sein scheint, wenn Olympia plötzlich doch wieder winke, winke macht.
Die ganz große Verzweiflung in Fußball-Deutschland ist also überflüssig: Es werden sich schon noch ein paar Kröten für Sublizenzen finden, und laut Rundfunkstaatsvertrag müssen alle Deutschland-Spiele, das Eröffnungsspiel sowie Halbfinale und richtiges Finale allgemein zugänglich sein.
Und überhaupt, Fußball-Deutschland: Die Telekom ist aktientechnisch zu 14,5 Prozent weiter im Besitz der BRD, weitere 17,4 Prozent hält die bundeseigene KfW-Bank. Das ist sozusagen Deutschland-AG und viel besser als DAZN, Discovery und wie sie alle heißen. Also, nicht greinen: Football is coming home! Auch wenn’s T-home ist.
Leser*innenkommentare
Sven Günther
Auch wenn ich Fußball sehr gerne, am liebsten im Stadion, schaue, erkenne ich absolut keine Notwendigkeit, warum der ÖR mit dem "Rundfunkbeitrag" Lizenzen für die Spiele kauft.
Wer mehr als die Pflichtspiele sehen will, muss dafür auch etwas auf den Tisch legen.
Das ist Verschwendung von Mitteln, der man auch bei der WM 2026, der NL oder anderen Veranstaltungen nicht mehr weiter nachgehen darf.