Lars Penning Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet:
Was macht gute Fotografie aus? „Normalerweise“, sagt der 1924 in Zürich geborene Robert Frank, „ist das erste Foto das beste. Wenn sich die Leute erst der Kamera bewusst sind, wird es ein anderes Bild.“ Mit dieser künstlerischen Konzeption reiste Frank Mitte der 1950er Jahre durch die Vereinigten Staaten und fotografierte für seinen weltberühmten Fotoband „The Americans“ (1958) den Alltag von Menschen am Rande der Gesellschaft. Dabei verband er Fotojournalismus in der Tradition von Walker Evans mit der Attitüde der Beat Generation um den Schriftsteller Jack Kerouac. Der Dokumentarfilm „Don’t Blink – Robert Frank“ von Franks Mitarbeiterin Laura Israel porträtiert den Fotografen und Filmemacher, sein Leben und Werk in einer dessen späteren Arbeiten ähnlichen Filmcollage: Hier scheint alles unentwegt in Bewegung. Und die fehlende Distanz zwischen der Filmemacherin und ihrem Sujet ist dabei durchaus von Vorteil – denn ganz einfach ist der eigenwillige Frank im Umgang offenbar nicht (20.–23. 10., 21 Uhr, Brotfabrik).
Rund 100.000 Emigranten aus der damaligen britischen Kolonie Jamaika kamen von Mitte der 50er bis Anfang der 60er Jahre nach Großbritannien. Es erging ihnen wie den meisten Migranten in der Welt: Sie stießen auf alltäglichen Rassismus und pflegten die eigene Kultur, in diesem Fall vor allem die Musik des Ska und Reggae. Selbige fand allerdings auch Anklang bei den Jugendkulturen der neuen Heimat, was einem Plattenlabel wie Trojan Records in den 70er Jahren plötzlich zu ungeahnter Popularität verhalf. Dieser Kulturgeschichte geht Regisseur Nicolas Jack Davies in seinem Dokumentarfilm „Rude Boy: The Story of Trojan Records“ nach – mit umfangreichem Dokumentarmaterial, Interviews und Nachinszenierungen in Spielfilmästhetik (19. 10., 17 Uhr, Zeughauskino).
Der 1992 entstandene Animationsfilm „Porco Rosso“ ist eines der persönlichsten Werke des großen japanischen Regisseurs Hayao Miyazaki, der nach mehrjähriger Pause im kommenden Jahr doch wieder einen Film vorstellen wird. Im Gegensatz zu den meisten Miyazaki-Filmen ist „Porco Rosso“ allerdings nicht unbedingt ein Kinderfilm, sondern eher eine melancholische Actionkomödie über die Midlifecrisis des in ein Schwein verwandelten italienischen Fliegers und Kopfgeldjägers Marco, der mit einem alten Wasserflugzeug an der Adria Piraten bekämpft. Dabei treten einige von Miyazakis Obsessionen (seltsame Flugmaschinen und europäische Landschaften) ebenso deutlich zutage wie seine Vorliebe für starke Frauenfiguren (17., 20. & 23. 10., 16.20 Uhr, 19. 10., 16.30 Uhr, Wolf Kino).
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