Ausstellungsempfehlung für Berlin: Künstlerin des Wassers
Nach langer Fahrt zur Venedig Biennale entlang Europäischer Gewässer ruht sich Laure Prouvost in Berlin aus. Die taz spach mit der Künstlerin.
Ihr Werk zeichnet sich durch wortspielerische Videokunst aus, textile Rauminstallationen und den furchtlosen Einsatz malerischer Elemente. Laure Prouvost ist aber vor allem eins: eine Künstlerin des Wassers. Denn ihre Bilder „schwitzen“, wie sie es einmal in einer Videoarbeit nannte. Was wiederum daran erinnert, dass wir auch beim Schwimmen schwitzen und so einen Teil der Flüssigkeiten, die unseren Körper durchlaufen haben, zurück in den Wasserkreislauf geben, diesem Netzwerk planetarischen Ausmaßes, das uns alle über Zeitschichten und räumliche Distanzen hinweg verbindet.
Auf eine gut einjährige Reise entlang von Flussarmen und Küstenfelsen begab sich auch Prouvost 2018 mit ihrer Crew. Sie filmte den Weg von Südfrankreich zur Stadt des Wassers und bewässerte damit den Französischen Pavillon auf der diesjährigen Venedig Biennale: der Gang durch verschmutze Weltmeere führte in eine Neptunhöhle voll tropfender Grotten und Begegnungen mit flüsternden Textblöcken, die wie Personen agieren und auf die Besucher_innen einwirken.
Die Galerie carlier | gebauer dient Prouvost und ihren Begleiter_innen nun als Ruheort nach dieser Reise. Wobei man auch selbst erst einmal eine Anstrengung unternehmen muss und die steile Rampe überwinden, die den Raum hinter sich verborgen hält. Hier setzten die eigenständigen Texte ihre säuselnde Ansprache fort: „your hands melting into the floor // your feet in the water // your head levitating above the bed“.
Die Tänzer aus Venedig bewegen sich in Videos weiter, und selbst die Lücken zwischen den Wänden werden von Wasser umspült. Tatsächlich steht da auch ein Bett in der Mitte, von einem digitalen Meer bespielt – wer möchte hier nicht immer tiefer einsinken.
EINBLICK (793): Laure Prouvost, Künstlerin
taz: Was ist Ihr nächstes Projekt?
Laure Prouvost: Eine Ausstellung mit dem Titel „The Obscure Union“ oder „laube cure union“ bei Mercier Union in Toronto mit Jonas Staal.
Welches Buch begleitet Sie zurzeit durch den Alltag?
„Imagine No Possessions“ von Christina Kiaer – in Vorbereitung auf die Schau, für die ich mit Jonas Staal kollaboriere.
Welches Konzert oder welchen Klub in Berlin können Sie empfehlen?
Im Monarch auf der Skalitzer Straße kann man Dienstags gut tanzen. Aber ich weiß nicht so viel über Berlin, ich ruhe nur dort.
Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht Ihnen am meisten Freude?
Eine Tasse, die meine Großmutter mir geschenkt hat und aus der ich meinen Tee trinke.
Links lesen, Rechts bekämpfen
Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!