Die Wahrheit: Tröpfchen für Tröpfchen Herbst
Donnerstag ist Gedichtetag auf der Wahrheit: Und wieder darf sich die Leserschaft an einem Poem über die melancholische Jahreszeit erfreuen.
Der eine kommt, der andre geht,
so zieht das Leben seine Spur.
Der Sommer schwindet, und es steht
der Herbst schon rauchend rum im Flur.
Der eine rein, der andre raus,
das Leben ist ein Wechselstrom.
Der Sommer schleicht sich aus dem Haus,
der Herbst knarzt wie ein Karzinom.
Er zieht den Hut, grüßt wunderlich,
nimmt einen letzten Zug auf Lunge,
schnippst seine Kippe hinter sich,
tritt ein – und küsst dich vollrohr Zunge.
Der Herbst schmeckt feucht, wie alter Wind,
schnaubt seine Nase leer und lacht:
„Als Vorspiel, liebes Menschenkind,
hab ich dir hier was mitgebracht.
Ich schenke dir zum Herbstanfang
von Herzen eine Kleinigkeit
als Hilfe für den Übergang:
die zweieinhalbte Jahreszeit –
Husten, Schnupfen, Heiserkeit.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israel demoliert beduinisches Dorf
Das Ende von Umm al-Hiran
Lang geplantes Ende der Ampelkoalition
Seine feuchten Augen
Etgar Keret über Boykotte und Literatur
„Wir erleben gerade Dummheit, durch die Bank“
Altersgrenze für Führerschein
Testosteron und PS
Telefonat mit Putin
Falsche Nummer
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen