piwik no script img

Die WahrheitDas Traumpaar des Jahres

Fickileaks enthüllt: Die Liebe in Zeiten des Klimawandels – Greta Thunberg und Joshua Wong sind „Groshua“, das neue „Brangelina“.

Illustration: Rattelschneck

Die Liebe ist das schönste Gefühl, das uns aber auch schwer zu schaffen macht. Vor allem am Anfang! Wenn man noch keinen Vergleich hat und schutzlos seinen Gefühlen und Hormonen und dem ganzen Quatsch ausgesetzt ist. „The first cut is the deepest“, singt der Volksmund namens Cat Stevens, die erste Liebe ist immer am schwersten. Wie gut, wenn es verständnisvolle Ohren und hilfsbereite Seiten gibt, die mit Rat und Tat zur Seite stehen können!

So gibt es seit geschlagenen Uhrzeiten die Dr.-Sommer-Redaktion, die für das altehrwürdige Jugendmagazin Bravo sorgentelefonisch unter der Zwounddreißig-sechzehn-acht und nach ganz alter Schule in Papierform die wichtigsten Fragen in Liebesdingen zu beantworten weiß. Jetzt beschäftigen Dr. Sommer und Fräulein Herbst ein besonderer Fall: die junge Liebe einer Weltenretterin zu einem nassforschen Demokratieaktivisten.

Richtig, es geht nicht um „Brangelina“, die waren vorvorgestern, es geht um „Groshua“! Der junge Hongkonger Politaktivist Joshua Wong hat nämlich das schwedische Klimamodel Greta T. kennen- und auf der Stelle lieben gelernt. Getroffen haben sie sich natürlich auf einer Demo gegen den Sinneswandel oder das Christbaumsterben, irgendetwas Humanexistenzielles wird es schon gewesen sein, da streiten sich noch die Experten, da kennt sich doch niemand mehr aus!

Dort erst hatte „Josh“ unsere Greta gar nicht so richtig wahrgenommen. Sie stand an der Seite des Megafon­wagens direkt an der Wurfbude. Die zehn Blechbüchsen mit den Konterfeis alter weißer Männer ballerte sie auf einmal weg. Seitdem ging ihm Greta, heiter, etwas verbissen, aber durchaus hübsch, nicht mehr aus dem Kopf. „Ich hatte Schmetterlinge im Bauch und wusste nicht, was mit mir los war“, erinnert sich der 22-Jährige in der Nähe von Hongkong.

Aber auch Greta war gleich angetan. Seine kecke Art, an der Brille herumzurücken, das von Bono unterzeichnete Shirt von der „Joshua Tree“-Tour, das subtil Rettungsbedürftige, das er ausstrahlte – auch sie war hin und weg, auch ihre Schulnoten wurden schlechter. Ein paar heimliche Pressetermine später, ein wenig Logistik mit Hilfe von CIA, MI6 und Mossad, und sie wurden ein Paar. Groshua. Hallelujah.

Liebe unterm schlechten Stern

Doch steht diese junge, vielleicht gar unser aller Zukunft ermöglichende Liebe unter einem guten Stern? Können Groshua in dieser bedrohten Welt ihre Gefühle frei ausleben? Oder stehen sie zu sehr unter öffentlicher Beobachtung? Erste Hinweise führen in die eine, zweite Hinweise dafür in eine ganz andere Richtung.

Es ist eine gefährdete, aber auch gefährliche Liebe, so viel steht fest. Die Liebe von G&J, wie man sie unter Insidern nennt, ist eine Liebe, die für internationale politische Verwicklungen sorgt, für Neid und Missgunst, für Getuschel und Klimahysterie, und sie scheint nicht krisenfest, schon gar nicht klimakrisenfest, weshalb der UN-Generalsekretär Antonio Banderas das deutsche Dr.-Sommer-Team herangezogen hat. Auftrag: die Liebesprobleme der beiden Novizen lösen. Doch was plagt die beiden außer der Selfiewut ihrer Jünger und der Anliegen ihrer Fans? Analoge Whistleblower und Teilzeit-Punks der „Fridays-For-No-Future-Bewegung“ haben jetzt in den sozialen Medien veröffentlicht („geleakt“), was die Dr.-Sommer-Redaktion beschäftigt am Fall Groshua.

Punkt 1: Ein 16-jähriges Mädchen, das von der einflussreichen Männerzeitschrift GQ zum „Men of the year“ ernannt wurde! Muss der 22-jährige Jüngling jetzt die Frau spielen?

Aber nein, Joshua macht zwar einen unterernährten Eindruck, sollte aber Manns genug sein, um das schwedische Fliegengewicht über die Schwelle zu stemmen. Oder, wie Bild nicht titelte: „Wang macht nicht bang“! Zur Not werden Gretas Haare gelöst.

Punkt 2: Eigentlich war die Vereinigung laut chinesischem Kalender erst für 2047 geplant, aber die KP Chinas drängte.

Josh weiß: Eine ganze Stadt steht hinter ihm. Auch die Kontakte zu den ehemaligen Besatzern aus dem britischen Königshaus können helfen.

Punkt 3: Er will es nur unterm aufgespannten Regenschirm tun, sie nur bei Kerzenlicht!

Ein Problem, das vom findigen Romantik-Team Dr. Sommer und Frl.Herbst gelöst werden kann. New York im Regen, und dann ein kleiner Anschlag auf die Grundversorgung. Stichwort: Black out! Die Geschichte hat gezeigt: Es gibt nichts Romantischeres als einen mehrtägigen Stromausfall.

Punkt 4: Seitdem Greta dem großen Barack begegnet ist, kann sie nur noch an ihn denken. Wie wird Joshua mit der übergroßen Konkurrenz fertig?

Greta in der Weltauswahl

Für Banderas und das Team Sommer vielleicht der größte Brocken. „Du veränderst die Welt“, hatte der greise Ex-Präsident zur Klima-Aktivistin gesagt. Auf Englisch, ohne Untertitel. Die Stiftung des Ex-Präsidenten veröffentlichte gar ein Video von der Begegnung. Danach hat er die kleine Greta sogar in die Weltauswahl nominiert: Thunberg sei „eine der größten Verteidigerinnen unseres Planeten“, twitterte er. Wem das nicht so gefallen hat: Mats Hummels.

Team Sommer reagierte: Hummels wechselte nach Dortmund, Wang wurde für den Friedensnobelpreis nominiert. Am symbolischen Schwanzlängenvergleich soll es nicht scheitern. Zur Not hilft Plan B: Eifersucht mit Eifersucht bekämpfen. Erste Treffen von Josh mit Lilly aus Thailand und Leonie aus dem Ruhrgebiet sind anberaumt.

Punkt 5: Stört die Atemschutzmaske nicht beim Küssen? Antwort des Dr.-Sommer-Teams: Ja, doch.

Punkt 6: Es gibt keinen Punkt 6. Sex sells schon lange nicht mehr.

Punkt 7: „Groshua“ oder „Hänsel & Gretel – die Hexenjäger“? Führen Identitätsprobleme das Paar in die Irre?

Klar, die Kulturindustrie schlägt zu, sobald mögliche Einnahmequellen auch nur ruchbar werden. So ist der Kapitalismus. Er erfindet Pornodarstellerinnen, die wie Greta aussehen und so ähnlich heißen (Greta Tuesberg, Jo­shua Bang), oder Mystery-Serien über das geschwisterliche Paar. Schon dieser Text hier ist eigentlich nur „Fan Fiction“ und einfach nur klickgeil und widerwärtig. Richtig ist aber auch: Inzest ist verboten, doch erst das Verbotene steigert die Lust.

Die Handlung von „Hänsel & Gretel“ geht so: Das junge Paar soll die Welt von einer Hexenplage befreien. Einer Hexe namens „Klima“ oder „China“. Dabei finden sie heraus, dass die Hexe Kinder opfern will, und stoßen auf ein finsteres Kapitel ihrer eigenen Vergangenheit. Den Rest bitte selber gucken, die DVDs dazu liegen im Handel – hoffentlich ohne Plastikverpackung!

Fazit: Ja, die Welt ist im Ausnahmezustand. Doch vom Spruch „For the world you are someone, but for someone you are the world“ waren Groshua von Anfang an weit entfernt. Sie waren schon die Welt, und zwar für alle. Oder jedenfalls für ziemlich viele.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!