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Liegt schlecht in der Kurve

Wie schwierig ist E-Scooter-Fahren? Unsere Autorin hat es ausprobiert

Selbstversuch an der U-Bahn-­Station Berne: Die Richtung anzuzeigen wird schwierig Foto: Ann-Kathrin Just

Von Katharina Gebauer

Irgendwie wackelig“, denke ich und nehme Anlauf. Dreimal mit Schwung anschieben, aufs Gaspedal und los geht’s: Sogenannte E-Scooter sind seit dem 15. Juni offiziell nach der „Verordnung über die Teilnahme von Elektrokleinstfahrzeugen am Straßenverkehr“ auf Deutschlands Straßen erlaubt. Bereits sechs Tage später konnte man in Hamburg die ersten flotten Flitzer ausleihen. Ich wage mich auf ein Gefährt des Anbieters Voi. Das schwedische Unternehmen stellt den Hamburgern insgesamt 500 Scooter im gesamten Stadtgebiet zur Verfügung.

Der Verleihvorgang funktioniert ebenso wie bei Vois Mitstreitern Lime, Circ und Tier: per App. Dort muss ein Konto erstellt werden, anschließend gibt man die Bezahlmethode ein. Bis jetzt ist die Bezahlung ausschließlich mit Kreditkarte möglich, einzig der Anbieter Lime ermöglicht diese per Paypal oder Googlepay. Paypal ist aber zukünftig für Voi geplant, die Integration in das System läuft bereits. Bis jetzt schließen mich damit alle vier Anbieter aus und ich kann nur bei einer Presseveranstaltung fahren. Traurig.

In der App können sich die Nutzer*innen mit Kreditkarte „ihren“ E-Scooter in der Nähe aussuchen, wie etwa seit Mitte Juli direkt an der U-Bahn-Station Berne. Hier arbeitet Voi mit der Hochbahn zusammen: Das Angebot soll genutzt werden, um von zu Hause bis zur Station und wieder zurück zu kommen. Eine weitere Zusammenarbeit sei an der S-Bahn-Haltestelle Poppenbüttel geplant, sagt die Hochbahn. Jeweils 30 Tretroller stehen an den zwei Stationen bereit.

Schwerfällige Lenkung

Mit 15 Cent pro Minute ist Voi Spitzenreiter, Tier folgt mit 19 Cent, Lime und Circ kosten 20 Cent die Minute. Einen Grundpreis von einem Euro fordert jeder Anbieter. Auf der P+R-Anlage Berne fahre ich meine Kurven. Unerprobte E-Scooter-Fahrer*innen sollten sich definitiv nicht direkt in den Straßenverkehr begeben, man muss sich an die Lenkung und Bremsung erst gewöhnen. Generell fällt bei der Lenkung die Schwerfälligkeit auf, ich komme nicht sehr gut um die Kurven. Anzeigen, wo ich hin will, klappt leider nicht so gut. Bis fünf Kilometer pro Stunde ist das einhändige Fahren absolut kein Problem. Darüber hinaus wird es aber eben wackelig und ich bezweifle, dass das etwas mit meinem fehlenden Gleichgewichtssinn zu tun hat.

Bremsen dagegen ist einfach: Es gibt sowohl vorn eine Bremse am Lenker als auch hinten über dem Hinterrad, man muss also nur hinten drauf treten. Bei der Höchstgeschwindigkeit von 20 Kilometer pro Stunde fühlt sich eine Vollbremsung eher unangenehm an. Dennoch: Wenn meine Kleinstadtfreunde mich das nächste Mal in Hamburg besuchen, werde ich mit ihnen eventuell auch E-Scooter fahren. Es macht Spaß, man spürt den Fahrtwind und dass der Straßenverkehr generell nicht gerade der sicherste Ort ist, wussten wir auch vorher schon.

Mein Fazit: Wenn Autofahrer*innen die E-Scooter nutzen, um bis zur nächsten Station zu kommen und dadurch auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen, dann bitte! Lasst euer Auto lieber stehen, als damit in die Innenstadt zu fahren. Wer Spaß an den neuen Elektrodingern hat und dabei sicher fährt, auch gut.

Ich allerdings werde bei meinem Fahrrad bleiben. Das hat immer noch den größten Spaßfaktor!

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