Stephan Ernst soll Iraker niedergestochen haben

Von David Rutschmann

Gegen den Tatverdächtigen im Mordfall Walter Lübcke, Stephan Ernst, hat die Staatsanwaltschaft Kassel Ermittlungen wegen einer weiteren Gewalttat aufgenommen. Die Staatsanwaltschaft Kassel bestätigte am Freitag gegenüber der taz, dass es am Donnerstag eine Durchsuchung in der Wohnung gab, in der Stephan Ernst bis zu seiner Verhaftung lebte. Zuvor hatte darüber Spiegel Online berichtet.

Ermittelt wird gegen Stephan Ernst nun wegen eines Vorfalls, der sich 2016 in der Gemeinde Lohfelden bei Kassel zugetragen hat. Ein damals 22-jähriger Asylbewerber aus dem Irak wurde unvermittelt von hinten niedergestochen. Die Ermittlungen konzentrierten sich damals auf einen unbekannten Radfahrer, der sich dem Asylbewerber von hinten genähert hatte und, nachdem dieser einen Schlag in den Rücken spürte, weitergeradelt sein soll.

Laut Torsten Werner, Polizeihauptkommissar des Polizeipräsidiums Nordhessen, habe es damals keine Hinweise auf eine rechts-motivierte Tat gegeben, ausgeschlossen habe man das Motiv aber nicht. Der Fall ist bis heute ungeklärt. Wieso nun der Anfangsverdacht besteht, dass Stephan Ernst an der Tat beteiligt gewesen sein soll, wollte Werner aus ermittlungstechnischen Gründen nicht preisgeben.

Stephan Ernst soll Anfang Juni den Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke (CDU) in dessen Haus mit einem Kopfschuss getötet haben. Der mutmaßliche Täter sitzt in Untersuchungshaft – er hatte die Tat zunächst gestanden, das Geständnis danach aber wieder zurückgezogen. Die Bundesanwaltschaft geht von einem rechtsextremen Hintergrund aus.