heute in bremen: „Papageien brauchen Gesellschaft“
Hans-Hermann Braune
66, Vorsitzender des Papageienschutz-Centrums Bremen e. V., das er 1998 mitgegründet hat.
Interview Lukas Scharfenberger
taz: Herr Braune, am Sonntag öffnen Sie die Papageien-Fluggehege für das Publikum. Was erwartet die Besucher*innen?
Hans-Hermann Braune: Sie haben die Möglichkeit, das Gehege zu besuchen, welches sonst nicht öffentlich zugänglich ist. Die Papageien, zurzeit 52, leben in zwei großen Flughallen. Diese haben wir bewaldet, das heißt, es wachsen dort Bäume und Sträucher, sodass die Papageien dort in einer naturnahen Umgebung leben. Die Besucher können aber auch die Versorgungsstation besichtigen und sich darüber informieren, wie und was gefüttert wird. Auch eine Besichtigung der Krankenräume ist möglich, falls dort gerade kein Papagei untergebracht ist.
Was ist das Besondere an den Papageien, die bei Ihnen leben?
Es sind alles geschädigte Papageien. Viele leiden unter den Folgen langjähriger Einzel- und Käfighaltung. Sehr viele unserer Papageien weisen gesundheitliche Schädigungen auf, verursacht durch fehlende Flugmöglichkeiten, falsche Ernährung, Misshandlungen. Viele Papageien haben außerdem durch die Einzelhaltung, aus der wir sie meistens übernommen haben, Verhaltensstörungen entwickelt, dazu zählt das Ausrupfen des eigenen Gefieders. Papageien sind Schwarmtiere und brauchen für ihr Wohlbefinden Artgenossen. In der Heimtierhaltung aber werden sie meistens als Einzeltiere gehalten.
Das Papageienschutz-Centrum gibt es schon seit zwanzig Jahren – wofür stehen Sie?
Publikumstag im Fluggehege für geschädigte Papageien:
Sonntag, 14 bis 17 Uhr, Salzburger Straße 2a
Unser Ziel ist, insbesondere durch Aufklärung einen Beitrag zur Beendigung der Papageienhaltung zu leisten. Papageien sind Wildtiere, die nicht in Gefangenschaft gehalten werden sollten. Das Gehege dient auch der Aufklärung, damit die Menschen sehen, dass Gefangenschaft die Vögel schädigt.
Sie wollen die Heimhaltung beenden, aber geben Halter*innen trotzdem Tipps, wie sie ihre Tiere halten sollten. Ein Widerspruch?
Es gibt die als Heimtiere gehaltenen Papageien nun mal. Wir geben Tipps, damit die Vögel, sagen wir mal, ein besseres Leben in der Gefangenschaft haben. Wir können und wollen niemandem seinen Papagei wegnehmen. Daher informieren wir. Das Ende der Papageienhaltung muss über ein Verbot der Zucht und ein Verbot der Vermarktung von Papageien erreicht werden.
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