: Ungleich entwickelt
Leerstand und große Nachfrage: Mietmarkt in Brandenburg
Von Anselm Lenz
Der Interessenverband der Vermieter in Brandenburg beklagt das Stagnieren der Entwicklung im Berliner Umland. Maren Kern, Vorstand des Berlin-Brandenburgischen Verbandes der Wohnungsunternehmen (BBU), stellte am Mittwoch bei der Jahreskonferenz für das Land Brandenburg umfangreiches Zahlenmaterial vor: „Wir beobachten den Beginn einer schleichenden wirtschaftlichen Auszehrung unserer Unternehmen!“ Der Leerstand nehme vielerorts wieder zu, insbesondere in schlecht angebundenen Kreisen. Im gesamten Land sind laut den Daten des BBU die Mietpreise im Mittel des Landes Brandenburg dennoch um 1,6 Prozent auf nun 5,07 Euro je Quadratmeter Nettokaltmiete im Jahr 2018 gestiegen (zum Vergleich: in Berlin liegen sie bei 6,15 Euro).
In der Stadt Guben (Spree-Neiße) sei der Leerstand von 17,6 (2017) auf 18,3 Prozent gestiegen. Die Zahl der Einwohner*innen hat sich dort seit 1985 halbiert. Vergleichbares kann für Städte wie Lauchhammer (gleichbleibend rund 30 Prozent Leerstand) und Forst (27 Prozent) gesagt werden. Kern sei „bei der Auswertung bei diesen Städten erschrocken“, denn anders als in „Boomtowns“ wie München und Hamburg gelinge es Berlin kaum, auf sein weiteres Umland auszustrahlen. Das liege an der mangelhaften Infrastruktur und weniger daran, dass die „Metropolenrealität“ nicht lebenswert sei.
Für die in ihrem Verband organisierten Eigentümer*innen forderte Kern von der Regierung „mehr und neue Förderung von Stadtentwicklung und bei Altschulden“ aus der Nachwendezeit. Der Entvölkerung seien die Unternehmer*innen des BBU mit einem Abriss von 60.000 Wohnungen von 1995 bis 2018 entgegengekommen, „ein hoher Aderlass“.
„Man sieht, dass auch bei großem Angebot und stagnierender Nachfrage nicht mal die Preise sinken“, bemerkt Rouzbeh Taheri von der Mieter*innenorganisation „Deutsche Wohnen enteignen“ nach der Konferenz auf Nachfrage der taz. Es herrsche in Brandenburg eine extrem ungleiche Entwicklung. Für die Landeshauptstadt Potsdam etwa müsse, so Taheri, ein „Mietendeckel neu diskutiert werden“, wo der Quadratmeterpreis bereits bei 5,84 Euro im Mittel liegt (2017 noch 5,74 Euro).
Zugleich stellt Taheri die mutmaßliche Baisse der Brandenburger Vermieter infrage: „Die Deutsche Wohnen ist bereits vom Berliner Markt nach Brandenburg ausgewichen und hat in Elstal im großen Stil Wohnungsbestände aufgekauft“, so der studierte Volkswirt. Es zeige sich auch in Brandenburg entgegen dem vorgestellten Zahlenwerk, „dass es zu viele Menschen gibt, die zu viel Geld haben und auf Rendite mit der Miete spekulieren“.
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