Peter Weissenburger Mitarbeiter der Woche: Joachim Knuth
Surprise, sursprise! Er ist es tatsächlich geworden. Am Dienstag vergangener Woche hatte die taz über die anstehende Wahl des NDR-Intendanten berichtet. Und darüber, dass sie völlig ohne Gegenkandidat*in angesetzt war.
Am Freitag hat dann der NDR-Rundfunkrat den einzigen Kandidaten, Joachim Knuth, 60, zum neuen Intendanten gewählt. Der war bislang Hörfunkdirektor und wird künftig den Sender für die Region Niedersachsen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern leiten.
Warum das mit der Gegenkandidatur wichtig ist – bei einem Amt an der Spitze einer Rundfunkanstalt, von dem die meisten sowieso nicht wissen, was es eigentlich beinhaltet?
Zum einen ist da die Sache mit der Gender-Parität. Zuletzt wurden im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wieder viele Top-Posten an Herren vergeben: SWR-Intendant, „Tagesschau“-Chefredakteur, und nun eben noch NDR-Chef. Damit bleibt auf den Spitzenposten der ARD geschlechtermäßig alles beim Alten: Von neun ARD-Anstalten werden sieben von einem Mann geführt, zwei von einer Frau – immerhin, ab August werden es drei Frauen sein, weil bei Radio Bremen eine aufrückt. Nimmt man die Deutsche Welle, den Deutschlandfunk und das ZDF hinzu, dann stehen den öffentlich-rechtlichen Sendern aktuell zehn Männer und zwei Frauen vor. Wenn also immer wieder die Männer von der zweiten Stelle an die erste Stelle nachrücken, wird das nie was mit Geschlechtergerechtigkeit.
Das andere ist, dass der Rundfunk im Umbruch ist. Eine umfassende Reform des Beitragssystems steht an. Die Sender werden wohl weiter Geld sparen müssen und brauchen gleichzeitig Innovationen für den digitalen Rundfunk der Zukunft. Da wäre es vielleicht sinnvoll, wenn auch Visionen gegeneinander antreten würden. Und zwar transparent.
Knuth jedenfalls wurde mit großer Mehrheit bestätigt. Er erhielt nach Angaben des Senders selbst 40 Ja-Stimmen, sechs Mitglieder des Rundfunkrats enthielten sich, nur eine Person stimmte dagegen. Knuth folgt damit auf den amtierenden Intendanten Lutz Marmor, der im Januar aufhört.
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