das portrait: Klaus Boehnke sucht den Zusammenhalt
Klaus Boehnke möchte seine Forschung politisch verstanden wissen. Und das, obwohl er eine Professur für sozialwissenschaftliche Methodenlehre an der Bremer Jacobs University (JUB) bekleidet und empirische Forschung betreibt. Zuletzt vor allem zum Thema gesellschaftlicher Zusammenhalt für die Bosch- und für die Bertelsmann-Stiftung. Nun bekam er den Fukuhara-Preis vom „International Council of Psychologists“ (ICP), also dem internationalen Rat der Psycholog*innen, verliehen.
Der Preis geht auf Machiko Fukuhara zurück, emeritierte Professorin der Tokiwa-Universität in Japan und ehemalige Präsidentin der Organisation. Der ICP wurde während des zweiten Weltkriegs von Psychologinnen gegründet – also von Frauen – und öffnete sich in den 1950er-Jahren auch männlichen Mitgliedern. Der ICP setzt sich weltweit für Demokratie, Menschenrechte und Frieden in den Wissenschaften ein.
Ziele, mit denen sich Klaus Boehnke identifizieren kann. In seiner Studie „Sozialer Zusammenhalt in Deutschland“ kam 2017 heraus, „dass es um den gesellschaftlichen Zusammenhalt deutlich weniger schlecht bestellt ist, als uns das immer vermittelt wird“, sagt Boehnke.
Politisch sei seine Forschung, weil seine Ergebnisse beispielsweise die Erwartungshaltung von rechter Seite widerlegen würden. Aber auch, weil er als Indikator für gesellschaftlichen Zusammenhalt die Haltung der Befragten zu Themen wie Zuwanderung, Religionsfreiheit oder Menschen mit Behinderung gewählt habe. Die Auswahl dieser Indikatoren habe selbst Aussagekraft: „Ich sehe meine wissenschaftliche Arbeit nie als neutral, ich sehe sie immer auch als politische Arbeit“, sagt er.
Ansonsten engagiert er sich für internationale und interdisziplinäre Zusammenarbeit. Für den Wechsel an die internationalere JUB gab er 2002 seine Professur auf Lebenszeit in Chemnitz auf. Außerdem ist er gewählter Präsident des Internationalen Zentrums für soziokulturelle Forschung, das sich seit den 1970ern dafür einsetzt, psychologische Unterschiede menschlicher Kulturen zu erforschen. Lukas Scharfenberger
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