Lars Penning Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet:
Ich muss Whisky trinken und Hosen tragen und dummen Frauen was Liebes sagen“, singt Renate Müller in „Viktor und Viktoria“ als Schauspielerin, die einen Mann spielt, der eine Frau verkörpert. Als Reinhold Schünzels freche Komödie Ende 1933 die Kinos im faschistischen Deutschland erreichte, hatte das Spiel um die Verwirrung der Geschlechter etwas Subversives. In Blake Edwards’ Remake von 1982 werden sexuelle Dinge dann schon erheblich expliziter behandelt als seinerzeit im Original: Wenn Robert Preston in „Victor/Victoria“ als Victorias schwuler Mentor ein Lied vom „Gay Paris“ singt, ist damit nicht unbedingt das „fröhliche“ Paris von Maurice Chevalier gemeint. Und dass James Garner in seiner Rolle als Nachtclubbesitzer gar mit Potenzproblemen kämpfen muss, weil ihn der vermeintliche „Victor“ so verwirrt hat, wäre Wohlbrück wohl auch kaum passiert. Vor allem aber ist „Victor/Victoria“ mit seinen plüschigen Dekors, den Flitterkostümen und den Songs von Henry Mancini eine große Bühne für die Showtalente von Julie Andrews, die unter der Regie ihres Gatten erfolgreich gegen ihr Mary-Poppins-Image anspielt. Im Filmmuseum Potsdam in der Reihe „Filmgeschichte im Doppelpack“ beide Versionen zu sehen (Viktor und Viktoria, 28. 6., 18 Uhr, Victor/Victoria, 20 Uhr, Filmmuseum Potsdam).
Da passt ja „Les parapluies de Cherbourg“ (1963) von Jacques Demy auch: Es mache ihn immer ganz krank, wenn immer alle singen, äußert einer der Kollegen des Filmhelden Guy (Nino Castelnuovo) da schon ziemlich zu Beginn des Films. Allerdings singt er diesen Dialog – denn „Parapluies“ ist eine moderne Filmoper, in der die Alltagsdialoge zur Musik von Michel Legrand gesungen werden. In der bittersüßen Liebesgeschichte akzentuiert dann vor allem eine gewagte Farbgebung die Stimmungslage der Figuren. Ist etwa die Zeit der Verliebtheit von Guy und Genevieve (Catherine Deneuve) von leuchtenden Primärfarben geprägt, gestaltet sich das Unglück nach Trennung und Missverständnissen nur noch in schmuddeligem Grün (3. 7., 20 Uhr, Kino Arsenal).
„King Kong“ (1933) verzichtet auf Gesang, dafür zupft der monströse Affe der attraktiven Ann Darrow (Fay Wray) gern ein wenig an der Wäsche. Sie kann daran nur wenig Freude finden, und trotzdem: Wenn Kong am Schluss des Films von Merian C. Cooper und Ernest B. Schoedsack tödlich verletzt vom Empire State Building stürzt, ist er wie alle guten Monster auch zum tragischen Helden geworden. Der Film weiß genau, was ihn umgebracht hat: „It wasn’t the planes. It was beauty that killed the beast.“ (OmU, 30. 6.,16 Uhr, Babylon Mitte)
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