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Noch lange kein Ausstieg

Das AKW Emsland geht nach Revision trotz Protesten wieder ans Netz. Bis 2022 soll der Altreaktor noch laufen

Das Wiederanfahren des über 30 Jahre alten AKW sei mit deutlichen Risiken behaftet

Von Marco Carini

Das Atomkraftwerk Emsland bei Lingen ist nach Abschluss der jährlichen Revision nach gut sechswöchiger Pause wieder am Netz. Aufgrund umfangreicher Zusatzprüfungen und problematischer Befunde im Generatorenbereich, die einen Austausch mehrerer Komponenten erforderlich gemacht hatte, hatte sich das Wiederanfahren verzögert. Rund 30 AnhängerInnen verschiedener Anti-Atom-Initiativen demonstrierten am Mittwochnachmittag vor dem Kraftwerk gegen die Wiederinbetriebnahme.

Die Bürgerinitiativen beklagten, dass nur vierzig statt hundert Prozent des Rohrleitungssystems überprüft worden seien, in dem zwei Korrosionsbefunde auftauchten. Da nach Meinung der Initiativen durch die Teilprüfung „weitere Korrosionsschäden nicht ausgeschlossen“ werden könnten, sei „das Wiederanfahren des über 30 Jahre alten AKW mit deutlichen Risiken behaftet“.

Auch die atompolitische Sprecherin der Grünen im niedersächsischen Landtag, Miriam Staudte, hatte eine „umfassende Kontrolle“ des Rohrsystems anstelle von Stichproben gefordert.

Die Sprecherin des Niedersächsischen Umweltministeriums, Sabine Schlemmer-Kaune, hält dagegen, dass „100 Prozent“ und damit etwa 6.800 Dampferzeugerheizrohre, an denen Korrosionsbefunde auftauchen können, überprüft wurden. An den über 9.000 nicht begutachteten Rohren seien solche Schäden nicht möglich.

Da alle festgestellten Mängel behoben und alle vorgeschriebenen Prüfungen durchgeführt wurden, hatte der Betriebsführer RWE einen Rechtsanspruch darauf, den Atomreaktor wieder hoch zufahren. Die endgültige Abschaltung des Kraftwerks muss laut Atomausstiegsgesetz bis Ende 2022 erfolgen.

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