: Kiel darf weiter dieseln
Vorerst soll es keine Fahrverbote an der Förde geben. Grüner Umweltminister stellt Entwurf des Luftreinhalteplans vor
Von Sven-Michael Veit
Ein Dieselfahrverbot wird es in Kiel trotz permanenter Überschreitung der Grenzwerte für Stickstoffdioxid vorerst nicht geben. „Niemand will Fahrverbote“, behauptete der grüne Umweltminister Jan Philipp Albrecht am Dienstag bei der Vorstellung des Luftreinhalteplans für Schleswig-Holsteins Landeshauptstadt. Ein Fahrverbot für ältere Diesel-Pkw könne weiterhin vermieden werden, wenn die Stadt weitere Maßnahmen zur Luftverbesserung an der viel befahrenen sechs- bis achtspurigen Stadtautobahn Theodor-Heuss-Ring ergreift, die als viertgiftigste Straße in einer deutschen Großstadt gilt.
Sollte das nicht geschehen und die Luftqualität im nächsten Jahr sich nicht deutlich verbessern, müsse es ab 2021 ein Fahrverbot für bestimmte ältere Dieselfahrzeuge geben. Er sei aber zuversichtlich, so Albrecht, „dass es möglich ist, diesen Schritt abzuwenden“. Von einem Fahrverbot wären allein 44.000 in Kiel zugelassene Dieselfahrzeuge betroffen, dazu viele Pendler.
Die Stadt Kiel hatte voriges Jahr mehrere Maßnahmen vorgestellt, um die Atemluft gesünder zu machen. Viele aber, wie die Förderung des Radverkehrs, greifen nicht kurzfristig, andere wirken eher skurril: So sollten in einigen Abschnitten Dieselfahrzeuge nur noch ganz links auf der Überholspur fahren dürfen, damit sie ein paar Meter weiter entfernt von Wohnungen und Messstationen sind.
Eine gewichtige Rolle bei der Luftverschmutzung spielt aber auch der Dieselruß der Kreuzfahrtschiffe und der täglichen Skandinavien-Fähren. Zumindest für die Fähren nach Oslo wurde am 9. Mai eine Landstrom-Anlage auf dem Norwegenkai in Betrieb genommen, der Schwedenkai und das Kreuzfahrtterminal sollen ebenfalls umgerüstet werden.
Die Belastung der Luft mit Stickstoffdioxid hatte in Kiel 2018 gegen den Bundestrend wieder deutlich zugenommen. Mit einem Jahresmittel von 60 Mikrogramm je Kubikmeter Luft stand die Landeshauptstadt auf der Liste der am stärksten belasteten deutschen Städte auf dem dritten Platz nach Stuttgart und München.
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