piwik no script img

heute in bremen„Mut statt kitschiger Hoffnung“

privat

Susanne Fasbender ist Künstlerin und schuf die Filmtrilogie „Brand“ über Braunkohle, Klimapolitik und den Widerstand im Rheinischen Revier.

Interview: Alina Götz

taz: Frau Fasbender, wie ist die Filmtrilogie Brand entstanden?

Susanne Fasbender: Angefangen hat das Projekt 2012, als ich zum ersten Mal die Waldbesetzung im Rheinland besucht habe. Auf dem Weg dorthin habe ich das Gebiet kennengelernt, riesige Kraftwerke mitten in bewohnten Ortschaften. Ich dachte, hier bilden sich typische gesellschaftliche Machtverhältnisse ab zwischen Bevölkerung und Konzernen, in diesem Fall der RWE.

Wie drücken die Filme das aus?

Durch den Versuch, die Situation im rheinischen Braunkohlerevier in einer globalen Perspektive wahrzunehmen. Es geht viel um die Zerstörung vor Ort. Das ist aber eine grundlegende Art der Landnahme und Kapitalakkumulation, wie sie nicht nur hier stattfindet, sondern überall, wo Rohstoffe abgebaut werden. Daneben geht es auch um Waldbesetzung, Aktionsformen, Klimaschutzprojekte und rechtliche Grundlagen wie der Enteignungsparagraph und das Bergrecht.

Worum geht es konkret in Brand II?

Film „BRAND II: Gegenwart der Dörfer und Bepreisung von Natur“, 18 Uhr, Souterrain, Universität Bremen

Es geht um betroffene Dörfer und persönliche Geschichten. Menschen werden umgesiedelt, was die Strukturen und das Gesetz unterstützen. Auch das lässt sich gut global unter dem Stichwort Klimagerechtigkeit betrachten. Es ist überall die gleiche Logik des Wirtschaftens auf Kosten der ursprünglich an den Orten lebenden Bevölkerungen.

Warum sollte ich mir den Film ansehen?

Je mehr wir uns dafür interessieren, wie die wirtschaftlichen Verhältnisse hinter dem Desaster sind, in dem wir uns gerade befinden, desto besser. Wir sollten uns von der Illusion befreien, dass irgendwelche Maßnahmen wie der Emissionshandel genug bewirken. Wir brauchen Mut, um nicht in der kitschigen Hoffnung zu verbleiben, dass alles schon irgendwie werden wird.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen