das portrait: Keine Ermittlungen mehr gegen Sea-Shepherd-GründerPaul Watson
„Das Problem bin ich also los“, kommentiert Paul Watson auf der Website von „Sea Shepherd“, der von ihm vor 41 Jahren gegründeten Meeresschutzorganisation. Das „Problem“ war ein Ermittlungsverfahren, das die Justiz Costa Ricas seit 17 Jahren gegen ihn geführt hatte. Jetzt wurde es ohne rechtliche Folgen für ihn eingestellt.
Tatsächliche Folgen hatte es für Watson aber durchaus: Im Mai 2012 musste er wegen dieses Verfahrens acht Tage in der Justizvollzugsanstalt Preungesheim verbringen. Bei einer Zwischenlandung war er auf dem Frankfurter Flughafen festgenommen worden. Begründung: ein von Costa Rica ausgestellter internationaler Haftbefehl. Den gab es zwar schon seit 2006, ohne dass der Sea-Shepherd-Chef deswegen in einem der vielen von ihm seitdem besuchten Länder festgenommen worden war. Bis die übereifrige deutsche Justiz meinte, agieren zu müssen. Hinter den Ermittlungen hatten Strafanzeigen der „Hai-Mafia“ gestanden.
Watson hatte dieser das Geschäft mit dem „Shark-Finning“ vermasselt. Dabei werden Haien bei lebendigem Leib die Rückenflossen abgetrennt – die Tiere verenden elendig. Der Vorwurf der Tierquäler: Watson habe sie bei ihrer „Arbeit“ durch Einsatz einer Wasserkanone vor der Küste Costa Ricas in Seenot gebracht. Nach der Verhaftung in Deutschland hatte auch Tokio reagiert und einen Auslieferungsantrag gegen Watson wegen der Aktivitäten von Sea Shepherd gegen den japanischen Walfang vor der Antarktis gestellt. Doch ausgeliefert wurde der „Ökopirat“ nicht, nach Zahlung einer Kaution tauchte er unter, zwei Jahre später in Frankreich, das ihm Asyl gewährte, wieder auf. 2016 kehrte er in die USA zurück.
Behauptete Straftaten im Zusammenhang mit Sea-Shepherd-Aktivitäten sahen die US- Behörden nicht als Auslieferungsgrund an. Mit seiner vierten Ehefrau, der russischen Opernsängerin Yana Rusinovich, und dem zweieinhalb Jahre alten Sohn Tiger lebt der 68-Jährige nun in Vermont. Geboren in Toronto und aufgewachsen in einem Fischerdorf an Kanadas Ostküste hatte schon der 10-jährige Paul sein Herz für Tiere entdeckt. Damals habe er angefangen, den Jägern ihre Fallen und Fischern die Netze zu zerstören, erzählte er später. Zunächst hatte er bei der kanadischen Küstenwache, dann bei der Handelsmarine angeheuert und wurde 1971 mit der Mitgliedsnummer 007 frühes, aber bald unzufriedenes Mitglied von Greenpeace. Zu harmlos war ihm die Organisation, die ihn wiederum wegen seiner gewaltsamen Methoden 1977 hinauswarf.
Mit Sea Shepherd machte er zunächst vor allem Jagd auf Walfänger, anfangs auf isländische und norwegische, in den vergangenen Jahren vor allem auf japanische. Von Time zum „Umwelthelden“ und vom Guardian zu einer von „50 Personen, die die Welt retten können“, ernannt, beschrieb er in einem taz-Interview seine Mission: „Wenn der Ozean stirbt, dann sterben wir auch. Wir versuchen die Menschheit vor ihren eigenen Exzessen zu beschützen.“ Reinhard Wolff
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen