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„Tatort“ aus MünsterVierfach blasiert und genervt

Analog, rührend und selbstironisch: Die „Tatort“-Fossilien Thiel und Boerne aus Münster gibt es diesmal im Doppelpack.

Zu viel des Guten? Der doppelte Boerne im „Tatort“ Foto: WDR / Thomas Kost

Da sitzen also die beiden altgedienten Kollegen Thiel (Axel Prahl) und Boerne (Jan Josef Liefers) im Archiv des Münsteraner Landeskriminalamts, zwei müde, verdiente Krieger zwischen raschelnden Aktenbergen. Und ja, verdammt, sie sind schon ein kleines bisschen stolz auf sich: Die Nacht durchgemacht unterm Neonlicht, die Kaffeetasse in der Hand. Sich mal wieder so richtig in einen Fall verbissen, ja, das fühlt sich gut an.

Und dann – steckt da der Kollege morgens um sieben seinen Kopf zur Tür rein und fragt erstaunt, was die beiden denn da machten? Das Zeugs im Keller sei doch alles längst digitalisiert. Volltextsuche und so, nie was von gehört?

Da sitzen also der Kommissar und sein Rechtsmediziner und sehen so alt aus, wie sie eben sind. Tatsächlich ermittelt das Duo inzwischen seit 17 Jahren in Münster. Damals, als die beiden im Jahr 2002 anfingen, schaute man noch Krimis in Kneipen, Netflix war noch nicht das Netflix von heute, sondern noch ein DVD-Versand, und in deutschen Krimi-Produktionen regierten die Gemütlichkeit und der etwas tranige Humor eines durchschnittlichen Münster-„Tatorts“. Inzwischen zieht die Zielgruppe lieber um die „4Blocks“, und Netflix hat den „Dogs of Berlin“ ein Zuhause gegeben.

Aber dass Thiel und Boerne da immer noch im Archivkeller sitzen und analog weiterwühlen, das ist rührend, und angenehm selbstironisch, und außerdem: Sie sind wirklich witzig zusammen! Dieser blasierte Boerne und der ultragenervte Thiel, wie sie sich gegenseitig beharken. „Kommt da noch was oder muss man irgendwo Geld reinwerfen, dass Sie weiterreden?“, fragt Thiel seinen Kollegen, als sie im Obduktionssaal vor einer Leiche stehen, die der (nach wie vor lebendigen) Staatsanwältin Klemm (Mechthild Großmann) zum Verwechseln ähnlich sieht.

Der „Tatort“

Münster-„Tatort“: „Spieglein, Spieglein“, So., 20.15 Uhr, ARD

Womit wir schon mitten im Fall wären. Ein Mörder geht um im beschaulichen Münster. Der Leiche der erschossenen Klemm-Doppelgängerin, die an einem Montag vor dem Dom liegt, folgt am Dienstag eine kleinwüchsige Frau – sichtlich getroffen schaut Börnes Assistentin Haller (Christine Urspruch) auf die Tote. Hat da jemand eine Rechnung mit dem LKA offen?

Na klar, und also auch klar, dass die nächsten auf der Liste Doppelgänger von Thiel und Boer­ne sein müssen, die irgendwo in Münster rumlaufen. Prahl und Liefers spielen ihre Ebenbilder übrigens selbst. Das wirkt zwar bescheuert, aber, na ja, die Hauptrollen in Münster besetzen halt immer die beiden. Seien es nun zwei oder vier.

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