das portrait: Matthias Herter will der neue Kind werden
Seine Idee von einem anderen Hannover 96 klingt sportlich. „Wir wollen eine neue Ära einläuten“, verspricht Matthias Herter. Am 23. März steht die Mitgliederversammlung des Vereins an. Dann will eine Kandidatengruppe um Herter in den Aufsichtsrat einziehen und ihn zum neuen Vorstandsvorsitzenden küren.
Herter und seine Befürworter wollen dem Kurs des umstrittenen Vereinschef Martin Kind folgen. Er plädiert für eine klare Trennung zwischen dem in der Fußball-Bundesliga aktiven Wirtschaftsunternehmen Hannover 96 und dem eingetragenen Verein Hannover 96. Partnerschaftlich verbunden und doch getrennt voneinander: Genau diese Symbiose bemängelt eine Opposition, die die Ideen von Kind und Herter kritisiert. Sie selbst hat noch keine Kandidaten präsentiert, hat aber ein klares Ziel: Der Verein soll nicht nur an der Fußballfirma beteiligt sein, sondern bei deren Ausrichtung mitbestimmen dürfen. Herter aber findet, dass sich ein gemeinnütziger Verein nicht in die Belange einer millionenschweren Firma einmischen dürfe.
Einen Verein mit rund 23.000 Mitgliedern ehrenamtlich anzuführen, ist ein Kraftakt. Herter tritt mit der Empfehlung an, der Geschäftsführung der Meravis Wohnungsbau- und Immobilien GmbH anzugehören und leidenschaftlicher 96-Fan zu sein. Er will Kind und die anderen Geldgeber der Fußballfirma überreden, den Verein mit Gesellschafteranteilen an ihrem Investment zu beteiligen. Wie das gehen soll, bleibt unklar. Es klingt naiv.
Dem Verein eine Schenkung in Aussicht zu stellen, sie im Detail aber noch mit der Kapitalseite besprechen zu müssen, ist Wahlkampf pur. Und falls diese Idee hinter den Kulissen vorverhandelt worden ist, fehlt es ihr an Transparenz. Die Gegner von Kind bemängeln, dass Hannover 96 unter seiner Regie Stück für Stück entmündigt bis enteignet worden sei. Herter mag dieser Variante nicht folgen. Dass er der „neue Kind“ von Hannover 96 werden möchte, klingt populistisch, ist aber inhaltlich richtig.
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