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Von Helden und Heimlichkeiten

Das kleine Festival „Kubanische Visionen“ im hannoverschen Kino im Künstlerhaus zeigt Perspektiven auf ein Land im Umbruch

Fidel Castro in Jon Alperts „Kuba und der Kameramann“ Foto: Netflix

Von Wilfried Hippen

Kuba ist ein Land im Umbruch. Der „real existierende Sozialismus“ liegt auch dort in den letzten Zügen, es gibt schon seit einiger Zeit eine Liberalisierung und Änderungen des Systems sind unausweichlich. Das Kino ist in Kuba schon seit vielen Jahren die Kunstform, die diese Veränderungen am deutlichsten widerspiegelt. Von Freitag bis zum Montag werden im Kommunalkino von Hannover acht neuere Filme aus oder über Kuba gezeigt. Im Begleitprogramm gibt es ein Podiumsgespräch am Freitag ab 20 Uhr und anschließend eine „Cuban Latin Party“ mit Livemusik.

Das Programm wird am Freitag um 16 Uhr mit einem Zeichentrickfilm eröffnet. „Chico & Rita“ von Fernado Trueba und Javier Mariscal ist ein mit viel Jazzmusik und exotischer Atmosphäre gewürztes Stimmungsbild Kubas im Jahr 1948, als die US-Amerikaner dort noch in den Casinos und Nightclubs feierten. Der im Jahr 2010 für den Oscar nominierte Film soll wohl für Stimmung sorgen, mit dem Rest des Programms hat er kaum etwas zu tun.

„Sergio & Serguéi“ von Ernesto Daranas aus dem Jahr 2017 ist dagegen ein eindeutig politischer Film. Im Jahr 1991 löst sich die UdSSR auf und dadurch stürzt Kuba in eine schwere Krise. Dies spiegelt sich in der Freundschaft zwischen dem Professor für Marxismus Sergio in Havanna und dem Kosmonauten Serguéi, der in der Weltraumstation Mir die Erde umkreist. Beide nehmen per Funkgerät Kontakt miteinander auf.

In „Das Brautkleid“ von Marilyn Solaya wird die immer noch sehr konservative Geschlechterpolitik des Landes hinterfragt. Erzählt wird von der Krankenschwester Rosa, die frisch verheiratet ist, aber heimlich in einem Männerchor singt. Auch ihre Freundschaft mit einer Travestiekünstlerin kann ihr Ehemann nur schwer tolerieren.

„Der Begleiter“ von Pavel Giroud spielt in einer Aidsklinik im Kuba der 1980er-Jahre. Als der Boxstar Horacio beim Doping erwischt wird und deswegen in Ungnade fällt, soll er als ehrenamtlicher Helfer einen Aidskranken betreuen, der als Kämpfer bei den kubanischen Truppen in Angola ein Volksheld geworden ist. Auch dieser Film erzählt von sich wandelnden Geschlechterrollen.

„Kuba und der Kameramann“ von Jon Albert schließlich erzählt die Geschichte des Landes aus einer außergewöhnlichen Perspektive. Der Regisseur hat 42 Jahre lang immer wieder dokumentarische Filmaufnahmen im Land gemacht und aus den über 1.000 Stunden Filmmaterial eine umfassende Chronik der politischen Entwicklung montiert, zu der auch mehrere längere Interviews mit Fidel Castro gehören.

Das Festival wird am Montagabend durch einen Film aus dem Jahr 1968 abgerundet. Der Regisseur Tomas Gutiérrez Alae, der in den 1990er-Jahren mit seiner Komödie „Erdbeer und Schokolade“ international bekannt wurde, hat mit seinem Frühwerk „Erinnerungen an die Unterentwicklung“ einen Film gemacht, in dem die alte Herrscherklasse angegriffen und Castros Revolution gefeiert wird.

Fr, 22. 2., bis Mo, 25. 2., Kino im Künstlerhaus, Hannover

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