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Der HVV erhöht die Preise

NAHVERKEHR Senat friert Zuschuss ein. Fahrkarten haben sich im vergangenen Jahrzehnt stärker verteuert als die allgemeinen Lebenshaltungskosten

Die Fahrkarten

■ Mit der Preiserhöhung verändert der HVV das Tarifgefüge leicht.

■ Kurzstreckenkarten bleiben beim Preis von 1,40 Euro.

■ Kinderkarten, seit 2009 konstant, erhöhen sich für den Großbereich von einem Euro auf 1,10 Euro.

■ CC und Seniorenkarten werden mit 4,6 Prozent überdurchschnittlich verteuert. Diese seien im Bundesvergleich verhältnismäßig stark rabattiert.

■ Wenig genutzte Fahrkartenarten, wie die Flexicard und die Drei-Tages-Karte, werden abgeschafft.

Der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) wird zum 1. Januar seine Preise erhöhen. Eine entsprechende Vorlage sollte am Mittwochabend von der Deputation der Verkehrsbehörde beraten werden. Die Erhöhung um durchschnittlich 3,5 Prozent soll dem Verbund Mehreinnahmen von 19,7 Millionen Euro bringen, wie HVV-Sprecherin Gisela Becker sagte. Damit steigen die Fahrpreise zum wiederholten Mal deutlich stärker als die allgemeinen Lebenshaltungskosten.

Seine Vorschläge für Fahrpreiserhöhungen berechnet der HVV seit einigen Jahren mit Hilfe eines Tarifindexes. In diesen floss die Entwicklung der Verbraucherpreise 2012 mit 59,2 Prozent ein, die der Lohnkosten mit 32,7 Prozent, die der Dieselpreise mit 4,5 und die der Strompreise mit 3,6 Prozent. Basis sind jeweils die drei vergangenen Jahre.

Nach dem gleichen Muster hat der HVV für 2013 eine Preiserhöhung über alle Tickets von durchschnittlich 2,5 Prozent für notwendig erklärt. Die Differenz zu den vorgeschlagenen 3,5 Prozent ergibt sich daraus, dass der Senat derzeit zwar noch ungefähr ein Drittel der Kosten trägt, aber absolut nicht mehr bezahlen will. „Die Vorgabe war, den Zuschussbedarf konstant zu halten“, sagt Becker. Das heißt, dass die Mehrkosten allein von den Fahrgästen getragen werden sollen.

Ein Blick auf die Tariferhöhungen der vergangenen Jahre zeigt, dass es die früheren Senate im Prinzip nicht anders gehalten haben. Die Steigerungen lagen stets über der Inflationsrate. Der Haushalt verbuchte Entlastungen in Millionenhöhe. Auch 2012 und 2011 lag die tatsächliche Steigerung um 50 Prozent über dem Tarifindex.

Becker verwies darauf, dass der HVV in den vergangenen Jahren auch sein Angebot verbessert habe, etwa durch die S-Bahn nach Stade, die viele Pendler zu HVV-Kunden gemacht habe. Dazu werde der Betrieb der neuen U-Bahnlinie 4 kommen. Jeder Pendler trage die durch ihn entstehenden Kosten aber nur zu rund zwei Dritteln.

Die SPD-Abgeordnete Martina Koeppen spricht von einem Dilemma: „Je mehr Leute den HVV nutzen, desto teurer wird er“, sagt sie. Denn letztlich muss sich der HVV an der Nachfrage in Spitzenzeiten orientieren.

Der grüne Abgeordnete Till Steffen kritisierte, wenn die Stadt die höheren Kosten alleine durch die Fahrgäste tragen lasse, halte er Menschen vom Umsteigen auf Busse und Bahnen ab. Heike Sudmann von der Fraktion der Linken erklärte die höheren Preise für „völlig unberechtigt“, schließlich stiegen die Fahrgastzahlen und Einnahmen kontinuierlich. GERNOT KNÖDLER

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