Lars Penning Filme aus dem Archiv –frisch gesichtet:
Dem breiteren Publikum ist Willi Forst vor allem als charmanter Bonvivant in deutschen und österreichischen Operettenfilmen in Erinnerung. Seine wahre Berufung fand Forst jedoch in der Filmregie: Wiener Charme und hohe Musikalität zeichnen seine Filme aus, die mit ihrer Eleganz und der intelligenten Inszenierung im Kino der Nazizeit besonders positiv herausstachen. Mit „Bel Ami“ (1937) setzte Forst Guy de Maupassants satirischen Roman über einen Journalisten im Paris in Szene, der in die politischen Vorgänge der Zeit verstrickt wird: mit viel Gespür für die Belle Epoque und jenem verschwenderischen Frauenliebling-Charme, den er selbst in der Hauptrolle versprüht (27. 2., 15.45 Uhr, Eva-Lichtspiele).
Zwei Figuren aus den Videospielen einer Spielhalle unterwegs im Internet: Aus dieser Prämisse machen die Regisseure und Autoren Rich Moore und Phil Johnston einen der besten Disney-Animationsfilme der letzten Jahre. In „Chaos im Netz“ erkunden Kraftklotz Wreck-It-Ralph und die kleine Rennfahrerin Vanellope eine Welt jenseits ihrer Spielroutinen: Weil das Lenkrad an Vanellopes Rennsimulation „Sugar Rush“ kaputtgegangen ist, müssen sie Ersatz finden, bevor das alte Spiel abgeschaltet wird. Da hilft nur noch eBay. Aber wie zurechtfinden im Internet? Die Visualisierung der virtuellen Welt als eine mit Werbeangeboten aller Art überfüllte Megalopolis wirkt sehr gelungen; zugleich wartet das Internet aber immer wieder mit interessanten Angeboten auf: So wird Ralph zwischenzeitlich zum „Buzztube“-Star, und Vanellope entdeckt mit der treffend betitelten Rennsimulation „Slaughter Race“ ein Spiel, das ihrem Traum von einem aufregenden Leben sehr nahe kommt. Das setzt sogar die Freundschaft zu Ralph aufs Spiel. Die Figuren sind komplex charakterisiert, und trotz des wilden Humors ist auch das Drama immer nur einen kleinen Schritt weit entfernt (div. Kinos und Uhrzeiten)
In ihrem Dokumentarfilm „Chris the Swiss“ spürt die Schweizer Regisseurin Anja Kofmel dem Tod ihres Cousins nach: Christian Würtenberg kam aus dem jugoslawischen Bürgerkrieg zu Beginn der 90er Jahre, den er anfangs als Journalist begleitete, nicht mehr lebend zurück. Ihre Gespräche mit Verwandten, einstigen Journalistenkollegen und Söldnern, die am Konflikt beteiligt waren, verbindet Kofmel mit schwarz-weißen Animationssequenzen eines surreal erscheinenden Kriegs: eine von Chris' Kriegsnotizen befeuerte Imagination davon, wie es in Kroatien damals wohl hätte gewesen sein können (23. & 26. 2., 22.15 Uhr, Tilsiter Lichtspiele
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