: Letzte Hoffnung Elbvertiefung
Hamburgs Hafen stagniert weiter auf niedrigem Niveau. Aber mit der Elbvertiefung soll alles besser werden
Jens Meier, Chef der Hafenbehörde HPA
Von Sven-Michael Veit
Es gibt wieder Hoffnung für den Hamburger Hafen, frohgemut schauen die Verantwortungsträger in die Zukunft. „Die Arbeit an der Fahrrinnenanpassung hat begonnen. Das ist der entscheidende Schritt“, freute sich Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos) am Montag auf der Jahresbilanz-Pressekonferenz der Hafen Hamburg Marketing Gesellschaft (HHM). Bei strahlendem Sonnenschein und mit grandiosem Elbblick aus dem 20. Stock des Atlantic-Hauses auf St. Pauli verkündete Jens Meier, Chef der Hafenbehörde HPA, entschlossen: „Wir greifen wieder an.“
Und das ist aus seiner Sicht bitter nötig, denn der Hafen darbt seit einem Jahrzehnt auf niedrigem Niveau. Mit 8,7 Millionen Standardcontainern (TEU) ging der Umschlag 2018 um 1,0 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurück. 2009, vor Beginn der Weltschifffahrtskrise, hatte der Hafen mit 9,98 Millionen TEU die Schallgrenze von zehn Millionen Stahlkisten nur knapp verpasst und war auf Augenhöhe mit Europas Marktführer Rotterdam. Seitdem ist der niederländische Hafen auf 14,5 Millionen TEU angewachsen, auch das belgische Antwerpen zog mit 11,1 Millionen TEU klar an Hamburg vorbei, Bremerhaven nähert sich bedrohlich mit 5,5 Millionen TEU.
Die Einbußen sind aber nicht allein mit mangelndem Tiefgang der Elbe zu begründen. Die wirtschaftlichen Probleme des Haupthandelspartners China – ein Drittel des Umschlags entfällt auf die Volksrepublik – und die Restriktionen im Handel mit Russland, jetzt hinter Singapur nur noch drittgrößter Kunde Hamburgs, haben stark zur Stagnation beigetragen.
Und der Warenaustausch mit den USA verheißt weiterhin nichts Gutes. Um ein Drittel ist er allein 2018 zurückgegangen. Das Land des „Irren in Washington“, so HHM-Vorstand Ingo Egloff, rangiert in der Liste der größten Handelspartner nur noch auf Platz 18 – hinter Litauen, knapp vor Sri Lanka.
Aber jetzt geht es wieder aufwärts. „Groß denken, gut planen“, ist das Motto von Hafenchef Meier. „Wir freuen uns auf die großen Schiffe“, strahlt er. Megafrachter mit 23.000 TEU werden ab 2020 erwartet, Containerriesen, die ohne Elbvertiefung den tief im Binnenland gelegenen Hafen immer schlechter erreichen.
Am 9. März wird Wirtschaftssenator Westhagemann für sechs Tage nach Fernost aufbrechen und den Wirtschaftsmagnaten in Südkorea, China, Taiwan und Singapur höchstselbst die Botschaft bringen, dass die vor 17 Jahren versprochene Elbvertiefung nun wohl auch wirklich kommt.
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