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Faire Löhne für KinomitarbeiterHeile Welt Berlinale

Verdi ruft zum Streik für bessere Löhne in Berliner Kinos auf. Am Freitag und Samstag Abend soll bunt und laut protestiert werden.

Gemischtwarenladen namens Berlinale: Ticketschalter vor dem Ansturm Foto: Sebastian Wells

Für Freitag und Samstag, den 8. und 9. Februar, jeweils ab 18.45 Uhr, ruft die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi direkt vor dem Berlinale-Palast die Beschäftigten der Berliner Kinos zu Protesten „für existenzsichernde Löhne in den Kinos“ auf.

In Berlin, so Verdi, arbeiten in 97 Kinos etwa 1.500 Mitarbeiter – und zwar zu einem durchschnittlichen Bruttolohn von etwa 1.600 Euro bei einer Arbeitszeit von 39 Stunden pro Woche. Das entspricht einem Stundenlohn von etwa 9,47 Euro brutto. Nach Berechnungen der Bundesregierung muss aber mindestens 12,63 Euro brutto verdienen, wer nicht in Altersarmut landen möchte.

Daraus resultiere, dass die meisten Mitarbeiter der Berliner Kinos im Alter weiterarbeiten oder zum Jobcenter gehen müssen. „Aus fast allen Rentenbescheiden, die ich gesehen habe, geht hervor, dass ein Anspruch auf Grundsicherung bestehen wird“, so Jörg Reichel, Verdi-Landesgeschäftsführer.

Gestiegene Eintrittspreise

Dies sei besonders empörend, so Reichel, weil die Kino­branche trotz des schlechten Kinojahrs 2018 auf lange Sicht sowohl deutschlandweit als auch in Berlin eine wachsende sei – seit 2007 seien die Umsätze auch wegen der gestiegenen Eintrittspreise und des Mehrverkaufs von Getränken und Popcorn um insgesamt 30 Prozent gestiegen. In Berlin gehe es den Kinos sogar noch besser als anderswo, die Zahl der Lichtspielhäuser sei etwa gleich geblieben.

„Die Löhne sind ein Skandal“, so Reichel. „Der rote Teppich auf der Berlinale gaukelt eine heile Welt vor.“ Wer in Berlin in der Kinobranche arbeite, dem reiche der Lohn oft kaum mehr für die Miete. „Die Belegschaft ist müde, und die Bedrohung steht in Berlin ja vor der Tür.“

Verdi erwartet zum Auftakt der „bunten und lauten Proteste“ am Freitag etwa 100 Teilnehmer, denn anders als in anderen Branchen seien im Kino mit rund einem Viertel überdurchschnittlich viele Mitarbeiter gewerkschaftlich organisiert.

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