Die „Mogelpackung des Jahres“: Mehr Geld für mehr Müll
Chipsletten von Lorenz Snack-World sind die „Mogelpackung des Jahres“. Durch Reduzierung der Füllmenge wurde das Produkt 70 Prozent teurer.
Die Verbraucherzentrale suchte seit Anfang Januar den neuen Sieger des Negativpreises und stellte insgesamt fünf Produkte zur Wahl. Neben den Chipsletten waren das auch die Smarties von Nestlé, der Mini Babybel von Bel, eine Truthahnsalami des Discounters Lidl sowie ein Fruchtaufstrich der Firma Grafschafter. Bei all diesen Produkten hätten die Hersteller „versteckte Preiserhöhungen besonders dreist und raffiniert durchgesetzt“, kritisierte die Verbraucherzentrale.
Besonders „dreist“ fanden die Verbraucher die neuen Chipsletten: Insgesamt 23.279 von fast 40.000 Stimmen gingen an die Stapelchips, das war ein Votum von 58,7 Prozent, wie die Verbraucherzentrale am Montag mitteilte. Die Salami, die nach Überzeugung der Verbraucherzentrale fälschlicherweise einen geringeren Fettgehalt suggerierte, schaffte es auf den zweiten Rang, gefolgt vom Babybel, wo zuletzt eine Käsekugel weniger im Netz war. Die Smarties wählten die Verbraucher auf Platz vier, dort gab es zuletzt weniger Inhalt bei gleichem Preis, ebenso wie beim Fruchtaufstrich – Rang fünf.
Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg sprach von einem „Denkzettel“ für den Chipshersteller Lorenz. Der versteckte Preisanstieg bei den Chipsletten sei „besonders krass, dreist umgesetzt und nicht der erste dieser Art“. Die neue Pappdose sei kaum kleiner als die alte und zusätzlich mit einem sogenannten Servier-Tray aus Plastik und Frischefolie bestückt. „Verbraucher bekommen weniger Chips, aber bezogen auf den Inhalt mehr Müll für ihr Geld“, monierte Valet.
Lorenz hatte im September in einer Stellungnahme erklärt, ein „anderes Produkt- und Verpackungskonzept eingeführt“ zu haben. Die neuen Chips hätten zudem eine andere Rezeptur und „schmecken anders“. Zu dem neuen Konzept gehörten auch eine neue Füllmenge und eine „neue unverbindliche Preisempfehlung“, erklärte Lorenz damals ohne weitere Angaben. Die neue Verpackung erleichtere zudem die Wiederverwertung „deutlich“, da die Materialien getrennt entsorgt werden könnten.
Die Verbraucherschützer forderten eine Verbesserung der Situation für die Konsumenten. Nötig sei eine Online-Plattform, auf der veränderte Füllmengen „vorab verpflichtend veröffentlicht werden müssen“, forderte Valet.
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