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Vorfahrt für die Muße

Ein Lob für den Müßiggang. Nicht die Faulheit

Am Ende waren sich alle einig: „Arbeit ist ein wichtiger Bestandteil des Lebens.“ Nicht verwunderlich. Oder doch? Schließlich kündigte das Nordwestradio für seine Sendereihe „Nordwest vor Ort“ einen Tabubruch an. Nicht nur „Arbeit, Arbeit, Arbeit“. Sondern ein Plädoyer – wenn nicht für Faulheit, so doch für den Müßiggang: Sozial ist, was Muße schafft.

Doch was ist das: Müßiggang? Das vermag auch die Bremer Initiative zu dessen Rehabilitierung nicht so recht zu erklären. Oder es erscheint ihr müßig. Sicher ist nur: „Es ist nicht das Gegenteil von Arbeit.“ Und: Auch Müßiggänger sind für gewöhnlich werktätig. Wissen aber, Arbeitslosigkeit zu genießen.

Die schiere Faulheit hingegen ist auch in der fünfköpfigen Radiorunde verpönt, der Theologieprofessor Gerhard Wegner hält sie gar für „parasitär“, verteidigt die protestantische Arbeitsethik: „Faulheit zerstört die Gesellschaft.“ Aber der Müßiggang müsse rehabilitiert werden, ganz klar.

Vom „Wert der Arbeit“ will hier also niemand abrücken, auch nicht der Unternehmer Conrad Naber mit seinem schönen Buch „Nur Faulheit hilft uns weiter“. Faulheit, das heißt für ihn: Weniger Kosten, mehr Aufträge, mehr Arbeitsplätze. Ohnehin ist die Runde nur mit Arbeitsplatzbesitzern gefüllt. Aber ein bisschen weniger dürfte es schon sein. Zustimmung allenthalben. Aber kein Tabubruch. Jan Zier

Die Diskussion ist am 28. August um 11 Uhr in der Reihe „Nordwest vor Ort“ im Nordwestradio zu hören.

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