Andreas Speit Der rechte Rand: Razzia beim Möchtegern-Ku-Klux-Klan
Um 5 Uhr morgens war die Nacht für Rechtsextreme im Norden zu Ende. Am frühen Mittwochmorgen stürmte eine Spezialeinheit der Polizei Hamburg mit einem lauten Knall eine Wohnung am Friedrich-Ebert-Damm. Die schwer bewaffneten Beamten waren auf Widerstand vorbereitet. Ein Bewohner steht im Verdacht, einer kriminellen Vereinigung mit dem Namen „National Socialist Knights of the Ku-Klux-Klan Deutschland“ anzugehören und gilt bei den Behörden als potenziell bewaffnet und gefährlich.
Zeitgleich begannen auch in Bremen und im Landkreis Holzminden Durchsuchungen. In mehreren Bundesländern war die Polizei auf Weisung der Staatsanwaltschaft Stuttgart gegen insgesamt 17 Beschuldigte vorgegangen.
Der Hamburger Beschuldigte Bernd Sch., der auch zum Inner Circle der Merkel-muss-weg-Kampagne gehört, wohnt mit seiner Mutter in der Wohnung im Stadtteil Wandsbek, deren Durchsuchung mehrere Stunden dauerte. Der Verdächtige kam nicht in Haft.
„Die Mitglieder eint ihre rechte Gesinnung, die sich unter anderem in einer Glorifizierung des Nationalsozialismus äußert“, sagt Ulrich Heffner, Sprecher des Landeskriminalamts Baden-Württemberg. Das Symbol der Gruppe ist ein schwarzes „White Power“- Zeichen, in dessen Mitte ein Keltenkreuz mit den Kürzel NSK – KKK prangt, teilweise mit einem Hakenkreuz ergänzt. Ein Teil der Gruppe habe „zumindest verbale Gewaltbereitschaft“ gezeigt und geplant „sich zu bewaffnen“. Dieser Kern habe auch „Gewaltfantasien“ gehegt, so Heffner.
Die Gruppe entdeckten die Ermittler durch die Auswertung von Chatprotokollen eines Mobiltelefons, das in einem vorangegangenen Ermittlungsverfahren wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen beschlagnahmt worden war. Die Ermittlungen richten sich mittlerweile gegen rund 40 Beschuldigte im Alter von 17 und 59 Jahren im gesamten Bundesgebiet. Zu anderen Ku-Klux-Klan-Gruppierungen sollen keine Verbindungen bestehen.
Andreas Speitarbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland.
Kommunikation und Rekrutierung der „National Socialist Knights of the Ku-Klux-Klan Deutschland“ soll über Soziale Medien gelaufen sein. Die Mitglieder zahlten einen monatlichen Beitrag zur Finanzierung der Aktivitäten.
Bundesweit stellten rund 200 Polizeibeamte über 100 Waffen sicher, darunter Schwerter, Macheten, Faust- und Butterflymesser, Wurfsterne und Teleskop-Schlagstöcke. Zudem wurden Urkunden, Mitgliedslisten, Speichermedien und Gruppen-Utensilien beschlagnahmt. Die sichergestellten T-Shirts und Aufnäher mit dem Logo der Gruppe legen nahe, dass es nicht bei virtuellen Aktivitäten geblieben ist.
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