: Es hat sich ausgeweint
Hamburgs Weinberg am Stintfang muss gerodet werden. Die Sanierung der Landungsbrücken geht vor
Von Sven-Michael Veit
Mit dem Weinbau an der Elbe ist vorerst Schluss. Der einzige Weinberg Hamburgs am Stintfang soll demnächst gerodet werden. Das bestätigte am Donnerstag der Sprecher der Bürgerschaft, Sascha Balasko. Der Grund sind Bauarbeiten am Bahnhof Landungsbrücken. Die zurzeit 99 Rebstöcke müssen abgeholzt werden, weil die Haltestelle saniert und barrierefrei umgebaut wird. Nach deren Abschluss soll der Weinberg mit neuen Rebstöcken wieder angelegt werden, teilte die Hochbahn mit.
Der Weinberg an dem Hang oberhalb der St.-Pauli-Landungsbrücken war 1995 mit 50 Rebstöcken der Sorten „Regent“ und „Phoenix“ als Geschenk der Wirte des „Stuttgarter Weindorfs“ an die Hamburgische Bürgerschaft angelegt worden. Der aus rund 100 Kilo Trauben gewonnene „Stintfang Cuvée“ reicht meist nur für etwa 50 kleine Flaschen und wird als besondere Rarität an ausgewählte Gäste der Stadt verschenkt. Allerdings fiel die Lese mehrfach aus, zuletzt im September vorigen Jahres, weil die Trauben über Nacht geklaut worden waren.
„Es ist sehr schade, dass wir den schönen Elbhang erst mal nicht mehr zum Anbau unseres Stintfang-Weines nutzen können. Ich habe aber vollstes Verständnis für die notwendigen Bau- und Landschaftsarbeiten, die unser Stadtbild und die Verkehrssituation erheblich verbessern“, sagte Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD) gegenüber dpa. Sie freue sich, „dass die Hochbahn die Wiederherstellung des Weinbergs plant“, sagte Veit. „Für einige Jahre werden wir allerdings auf diese Hamburgensie verzichten müssen.“
Mit der Fertigstellung der Umbauarbeiten am Stintfang wird Ende 2021 gerechnet. Über die Wiederherstellung des Weinbergs muss nach den Wahlen im kommenden Jahr dann eine neue Bürgerschaft entscheiden. Bis dahin muss die Bürgerschaft äußerst sparsam mit dem seltenen Tropfen umgehen. Nach Balaskos Angaben hat die Bürgerschaft „noch 23 Flaschen ‚Stintfang Cuvée‘ im Bestand“.
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