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das ding, das kommtNicht viel dahinter

Potemkinsche Dörfer wie hier im schwedischen Vårgårda, gibt’s wirklich. Der Fotograf Gregor Sailer hat sie mit der Kamera eingefangen Foto: Gregor Sailer

Natürlich stimmt nicht mal diese Geschichte – jedenfalls so, wie sie gemeinhin erzählt wurde. Hinter der beeindruckenden Fassade: nichts. Als Katharina die Große 1787 die just eroberte südrussische Provinz und die Krim habe inspizieren wollen, sei Feldmarschall Grigori Alexandrowitsch Potjomkin auf die geniale Idee gekommen, entlang ihres Reiseweges bemalte Kulissen aufzubauen – um zu verbergen, wie es dort in Wahrheit aussah: heruntergekommen und armselig. Und wenn die Zarin weiterreiste, soll Potjomkin die Scheinhäuser wieder habe einpacken und im nächsten Dorf stromabwärts noch mal aufbauen lassen. Und des Feldmarshalls Leute mimten die Dorfbewohner.

Tatsächlich sei der Urheber dieser Fake-News über russische Fake-Towns aber einfach ein deutscher Hater gewesen, vermuten manche Historiker, der Potjomkin beneidete, weil er so eine gute Beziehung zur Regentin gehabt haben soll. Der kursächsische Diplomat in St. Petersburg, Georg von Helbig, vermutet man, habe diese Geschichte in Depeschen erfunden.

Potemkinsche Dörfer wiederum – also die Vorspiegelung falscher, oder, nun ja, zumindest ein klitzekleines bisschen verschönerter Tatsachen – gibt’s wirklich und nicht nur im übertragenen Sinne! Und zwar zuhauf und überall auf dieser Erde. Das kann man nachweisen, zum Beispiel mit einer riesigen analogen Plattenkamera. Der österreichische Fotograf Gregor Sailer hat’s gemacht. Jahrelang hat er für seine Serie „The Potemkin Village“ recherchiert und etliche solcher Scheinorte gefunden, die er dann auf Film gebannt hat.

Dörfer im National Training Center der US-Armee in der US-amerikanischen Mojave-Wüste etwa hat Sailer fotografiert, die aussehen, als stünden sie im Nahen Osten, inklusive kleiner Moschee. In Schweden gibt’s Dörfer, die bloß dort stehen, um einen hübschen Hintergrund für eine Autoteststrecke abzugeben. Aber auch ganz klassische Potemkinsche Dörfer hat Sailer dokumentiert. Die stehen tatsächlich in Russland und dienten tatsächlich dem Zweck, dem Potentaten falsche Tatsachen vorzuspiegeln: In Ufa wurden für Putin ganze Straßenzüge mit Planen verkleidet, um den miserablen Zustand der Häuser zu kaschieren.

Ab Donnerstag ist diese, übrigens menschenleere, surreale Welt aus Fassaden, Kulissen und Blendwerk in der Hamburger Freelens-Galerie zu sehen. Robert Matthies

Eröffnung und Künstlergespräch: Do, 17. 1., 19 Uhr, Hamburg, Freelans-Galerie. Ausstellung bis 8. März

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