Gernot Knödler über den Kampf gegen die Wohnungsspekulation: Besser spät als nie
Es ist gut, dass der rot-grüne Senat seinen Instrumentenkoffer im Kampf gegen die Spekulation und Abzockerei auf dem Wohnungsmarkt auspackt, aber bei Lichte betrachtet hätte er früher handeln müssen. Denn die Entwicklungen, die ihn vor sich hertreiben, gibt es nicht erst seit gestern.
Da ist zum einen die Wirtschafts- und Finanzkrise von 2008, die die Europäische Zentralbank mit einer Politik des billigen Geldes bekämpft hat, und von der sie Mühe hat, sich zu verabschieden. Die Zinsen sind seither spottbillig, sodass es einerseits schwierig ist, Geld gewinnbringend anzulegen, und andererseits das Bauen billig ist.
Im Vergleich zu dem, was etwa am Aktienmarkt nur mit Risiko zu haben ist, erscheinen Immobilien als Geldanlage attraktiv. Sie bieten scheinbar Sicherheit mit Blick auf eine unübersichtliche Weltlage. Das ist auch ein Grund, warum Pensionsfonds und Versicherungen einen Teil ihrer Zuflüsse in Immobilien anlegen.
Dazu kommt, dass wir eine Gesellschaft von Erben sind, die ihr Geld unterbringen wollen. Es wirkt die Globalisierung, bei der riesige Geldmengen um den Globus bewegt werden, die angelegt werden wollen. Und wir sehen einen schon länger anhaltenden Trend des Zuzuges in die großen Städte.
Der Senat hat in den vergangenen Jahren versucht, diesen Entwicklungen hinterherzubauen. Dazu war eine große politische Anstrengung notwendig und ein Zuwachs von 7.600 Wohnungen in 2017 sind eine respektable Zahl, wobei das doppelt so große Berlin mit 15.800 Wohnungen proportional einen noch größeren Zuwachs hatte.
Aber die Faktoren, die die Preise treiben, sind so stark, dass Bauen alleine eben nicht ausreicht. Zwar hat der Senat die Mietpreisbremse eingeführt und mit dem Drittelmix beim Bauen den Rückgang des Bestandes an Sozialwohnungen gebremst. Angesichts der seit Jahren anhaltenden Preisdrucks ist er mit den jetzigen Maßnahmen doch vor allem eines: spät dran.
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