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So viel Kritik muss sein: Benno Schirrmeister über „Supernazi vs. Diddlmaus“ in der SchwankhalleEin munterer Herrenabend

Wer sich keine Mühe gibt, ist schneller fertig: Seit Beginn der Spielzeit 2018/19 haben drei Künstler*innen-Teams aus der Bremer Szene im Rahmen von Residenzen in der Schwankhalle geprobt. Jetzt bringen sie ihre Produktionen dort zur Uraufführung. Und Jan van Hasselt war der erste, der fertig war: Vergangenen Samstag präsentierte er seine Produktion „Supernazi vs. Diddlmaus“, die Erwähnung verdient, weil sie die erste der drei Premieren in diesem Programm war, das Bremens „enorme Bandbreite der lokalen Kunstproduktion im Bereich der darstellenden Künste“ abbilden soll.

Hoffentlich stimmt das. Hoffentlich liegen echt Welten zwischen dem Reenactment von Buffalo Bill’s Wildwest-Show – die Tournee des Originals war 1890 die Sensation des Jahres in Norddeutschlands Großstädten –, das Katrin Bretschneider und Manuela Weichenrieder für den 13. Dezember versprechen, der Tanzperformance, in der sich Tim Gerhards am 29. November mit Drogen und deren Einfluss auf Gesellschaft auseinandersetzen will – und dem ambitionsfreien Herrenabend, den van Hasselt angerichtet hat. Mit sechs Kumpels simuliert er über Superhelden, und die vier in die Jahre gekommenen Jungs des Geräuschorchesters Klankk sorgen in Kraftwerk-Pose und elektronisch remixed als ANKK L für gepflegten Krach.

Selbst in Bremen, nicht immer am Puls der Perfomance-Welt, hat es alle paar Jahre mal spektakuläre Bühnenshows zum Thema Superhelden gegeben: von der Linzer Gruppe Gold Extra, 2007 in der Schwankhalle, über Herbert Fritzschs Bühnencomic-Version der Hebbel’schen Nibelungen bis hin zum eindrucksvoll-gruftigen Overhead-Projektor-Event „Out of Control“ von Kainkollektiv und Sputnic 2017 im Moks. Das waren lauter eigene, szenisch interessante Ansätze, die sich auf je ihre Weise als ernst zu nehmende Standpunkte in die seit Jahrzehnten andauernde kulturwissenschaftliche Superhelden-Diskussion einbrachten.

Davon kann bei van Hasselt die Rede nicht sein. Statt eines Konzepts begnügt er sich damit, eine alte Beobachtung des Off-Regisseurs, Hörspiel- und Comicmachers Jörg Buttgereit zu wiederholen und mit enzyklopädischem DC- und Marvel-Fandom-Wissen zu illustrieren: Buttgereit wies, noch bevor vor fünf Jahren endlich seine „Captain Berlin“-Hefte bei Weissblech in Serie gingen, darauf hin, dass Deutschland seit 1949 keine Monster und Superhelden hervorgebracht hatte. Das ist ein Sonderweg, der aber auch dank Buttgereits eigenem Schaffen mit der veränderten Ausgangsfrage zu erhellen wäre, warum diese Übermenschen hier von Christopher Kloibers „Tracht Man“ bis zu Sarah Burinis kölschem „Nerd Girl“ parodistisch auftreten müssen.

Das hieße: Die eigene bequem-ironische Distanz zu überwinden, was van Hasselt nicht tut. Eine gute Pointe gelingt Christoph Spehr in einem Kurzreferat, das Superhelden im Nachkriegsdeutschland als chancenlos gegen eine unbewusste Allianz aus Adenauer und Frankfurter Schule bestimmt. Von pubeszenter Witzischkeit sind Video-Einspieler mit an Diddlmäusen verübten Gewaltexzessen. Der Rest ist Schmunzeln.

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