: Berlin hat Hummer satt
Sumpfkrebse breiten sich stärker aus als angenommen. Fang findet Abnehmer
Rote Amerikanische Sumpfkrebse haben sich in Berlin breiter gemacht als bislang angenommen. 38.000 Exemplare hat ein Fischer in den vergangenen Monaten allein aus Gewässern in zwei Parks gezogen, wie Derk Ehlert von der Senatsverwaltung für Umwelt der Deutschen Presse-Agentur auf Anfrage sagte. Darüber hinaus zeigten Probefischungen, dass die essbaren Tiere auch in der Stadtspree und der Unterhavel vorkommen. Im Vergleich zum massenhaften Auftreten im Tiergarten und im Britzer Garten handele es sich aber dort bislang nur um „Einzelfunde“, sagte Ehlert. Die Vermutung liege nahe, dass sie auch in der Panke vorkommen. Erwiesen sei das aber noch nicht.
Da die invasiven Sumpfkrebse flache, stehende Gewässer als Lebensraum bevorzugten, nimmt Ehlert an, dass sie die Flüsse eher zum Wandern nutzen. Naturschützer hatten bereits nach einer ersten Fangaktion im Sommer 2017 mit einer unerwartet großen Ausbeute von 4.000 Stück im Tiergarten vor einer Ausbreitung der Vielfraße in andere Gewässer gewarnt. Gefordert wurde ein Monitoring weiterer Seen, Teiche und Flüsse, da die Krustentiere auch im Tiergarten und im Britzer Garten lange unbemerkt geblieben waren. Ehlert geht davon aus, dass sich in Berlin mehrere Populationen gebildet haben.
Fang von 2017 vernichtet
Ein Fischer hat seit Mai eine Erlaubnis zum Fang und zur Vermarktung der Park-Krebse an Handel und Gastronomie. Es hatte sich herausgestellt, dass die Tiere nicht schadstoffbelastet sind und bedenkenlos gegessen werden können. Sie werden nun als regionale Delikatesse verkauft – als „Berlin Lobster“ (Berliner Hummer) zum Beispiel. Der Fang von 2017 war noch vernichtet worden.
Offiziell geht die Fangsaison laut Umweltverwaltung noch bis Ende November, es gingen aber bereits kaum mehr Tiere in die Reusen. Nächstes Jahr sollen Fischer weiter die Ausbreitung in den Parkseen eindämmen. „Wir planen ein Interessenbekundungsverfahren“, sagte Ehlert. In diesem Jahr waren die Fangmengen gleichmäßig verteilt: rund 19.000 Stück im Tiergarten und 19.000 in dem Neuköllner Park. An Spree und Unterhavel gebe es ohnehin Berufsfischer, die die Sumpfkrebse herausholen dürften, sagte Ehlert.
Beheimatet sind die Sumpfkrebse im Süden der Vereinigten Staaten und Nordmexiko. Die Exoten in Berlin sind vermutlich Nachkommen von Artgenossen, die in Aquarien gehalten und ausgesetzt wurden. Die Krebse haben kaum Fressfeinde. Sie werden als Gefahr für heimische Ökosysteme gesehen, die Ausbreitung in der EU soll deshalb eingedämmt werden. (dpa)
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