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das portraitEx-Kronprinzessin und Stimmenkönigin Ilse Aigner auf dem Abstellgleis

Foto: Foto:dpa

Da steht sie vor einer grünen Wiese, lacht und hält mit spitzen Fingern ein blaues Pappherz in die Kamera. Darauf ist geschrieben: „Danke für 467.330 Stimmen.“ Das Bild twitterte kurz nach der Landtagswahl Ilse Aigner und es zeigt natürlich sie selbst. Mit 467.330 Stimmen ist die CSU-Politikerin unangefochtene Stimmenkönigin in Bayern. Nummer zwei und drei, der amtierende Ministerpräsident Markus Söder und der Grünen-Shootingstar Katharina Schulze sind mit 282.776 und 242.046 Stimmen weit abgeschlagen.

Sicher, die Zahlen geben ein etwas verzerrtes Bild wieder, da Aigner und Schulze wegen des bayerischen Wahlsystems im Wahlkreis Oberbayern auf Stimmenfang gehen konnten, während Söder sich mit dem vergleichsweise kleinen Mittelfranken zufrieden geben musste. Aigner als eine der beliebtesten Politikerinnen im neuen Landtag zu bezeichnen, ist aber bestimmt nicht übertrieben.

Dennoch: Als Aigner am Montag zur neuen Präsidentin des Landtags gewählt wird, ist dies für sie auch ein Abschied aus der ersten Reihe der aktiven Politik in Bayern. Wacker redet sie sich zwar den Wechsel ins Austragshäusl schön: Ministerien gebe es in Bayern 13 Stück, aber nur eine Parlamentspräsidentin. Aber das vermag nicht darüber hinwegtäuschen, dass Söder seine bisherige Stellvertreterin und Bauministerin abgeschoben hat, dass es für sie nun mehr ums Repräsentieren als ums Gestalten geht.

Eine große Karriere hatte man ihr vorausgesagt. Und immerhin hat sie es mit 43 Jahren ja auch schon von der Fernsehtechnikerin bis zur Bundeslandwirtschaftsministerin gebracht. 2008 ist das, fünf Jahre später holt sie Ministerpräsident Horst Seehofer nach München – als Wirtschaftsministerin und Kronprinzessin. Aigner ist stets verbindlich und freundlich, im Stil sticht sie unter den CSU-Machos angenehm hervor. Inhaltlich lehnt sie sich nie weit aus dem Fenster, bezieht keine klare Gegenposition, wenn es beispielsweise um die rigide Asylpolitik ihrer Partei geht. Im Gegenteil: Im Wahlkampf übt sie demonstrativ den Schulterschluss mit Söder. Auch dass sie in der Machtfrage so defensiv aufgetreten ist, hat viele in Bayern enttäuscht. „Ich mag keine Machtspiele um der Macht willen. Macht zu haben war mir nie das Wichtigste im Leben“, sagt sie mal dem Zeit-Magazin. „Dieses Spiel habe ich irgendwann nicht mehr mitgespielt, weil es mir zu blöd war. Ich war nicht bereit, den Kampf bis aufs Allerletzte durchzufechten.“

Ohne Bedeutung ist natürlich auch der Posten der Parlamentspräsidentin nicht – zumal in einem Landtag mit sechs Parteien, darunter erstmals auch der AfD. Hier den richtigen Ton zu finden ist eine Herausforderung, bei der sich Aigner Meriten erwerben kann. Dazu kommt: Im Dezember wird Aigner 54. Sie will Chefin der mächtigen Oberbayern-CSU bleiben, und theoretisch stünden ihr zu einem späteren Zeitpunkt noch alle Türen offen. Es wäre nicht das erste Mal. Auch Hans Ehard wechselte schon vom Parlamentspräsidenten auf den Stuhl des Ministerpräsidenten. Das war 1960.

Dominik Baur

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