piwik no script img

heute in bremen„Geschichte zwischen den Generationen“

Ali Eliş, 68, ist Vorsitzender des Zentrums für Migranten und interkulturelle Studien sowie Initiator des virtuellen Museums der Migration.

Interview Lea Schweckendiek

taz: Herr Eliş, was ist ab heute auf der Website migranten-bremen.de zu sehen?

Ali Eliş: Wir eröffnen dort heute unser virtuelles Museum der Migration. In der Ausstellung wird die Geschichte der Gastarbeit in Bremen nach 1961 aufgearbeitet.

Wie sind die Inhalte des Museums zusammengekommen?

Insgesamt 50 ehemalige Gastarbeitende haben uns ihre Geschichten zur Verfügung gestellt. Die haben wir visuell aufgearbeitet und in einen historischen Kontext gebettet.

Wie kann man sich die Formate der Website vorstellen?

Wir arbeiten mit den verschiedensten Methoden: Ein interaktiver Zeitstrahl, Videointerviews, Geschichten, Portraits und Fotos sind zu sehen. Besonders spannend sind die Unterlagen, die wir veröffentlichen werden. Werbetexte des türkischen Arbeitsamtes für die Gastarbeit in Deutschland, Arbeitsvisa und viele andere Originalpapiere geben Aufschluss über die Situation, in der die Menschen zum Arbeiten nach Deutschland kamen.

Wieso digital?

Digitale Museen sind von überall aus erreichbar, theoretisch von jedem Ort der Welt kann darauf zugegriffen werden. Unsere Formate passen hier sehr gut und wir haben die Möglichkeit, die Ausstellung immer wieder zu Erweitern. Schon vor der digitalen Ausstellung haben wir im Focke-Museum wie im Hafenmuseum Teile der Geschichten veröffentlicht. Nun vervollständigt sich unsere Geschichtsaufarbeitung im Virtuellen.

Eröffnung des virtuellen Museums der Migration (www.migranten-bremen.de), 17 Uhr, Stadtbibliothek Bremen, Am Wall 201

Wessen Geschichten erzählen Sie?

Im Grunde erzählen wir von ganz normalen Arbeitenden, die damals bei der AG Weser oder in anderen bremischen Firmen arbeiteten. Zur historischen Einordnung sind jedoch auch prominente Personen im Museum zu Wort gekommen. Etwa Dr. Ethem Ete, ein Hamburger Arzt, dessen Vater türkischer Minister war. Er war derjenige, der maßgeblich für die Gastarbeit aus der Türkei heraus arbeitete, Verträge mit Deutschland schloss und Menschen hierher kommen ließ.

Wieso ist Gastarbeit als Thema heute relevant?

Wir versuchen, mit dem Museum eine Brücke der Geschichte zwischen den Generationen zu schlagen. Historie ist ja meist in der Gegenwart relevant. In diesem Fall wollen wir unter Anderem dazu ermahnen, Interkulturalität als wertvollen Teil unserer Gesellschaft zu schätzen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen