Lars Penning Filme aus dem Archiv –frisch gesichtet:
Der Regisseur Guido Anselmi (Marcello Mastroianni) muss Entscheidungen treffen: Schauspieler bedrängen ihn mit Fragen zu ihren Rollen, Dekorationen sollen erbaut werden, irgendwas mit Raumschiffen. Doch in Guidos Kopf herrscht nur Durcheinander, er hat keine greifbaren Ideen für seinen neuen Film. Wenig hilfreich für die Kreativität ist auch Guidos private Situation, in der ihn seine Ehefrau und seine Geliebte gleichermaßen bedrängen. Und so flüchtet sich Guido in Kindheitserinnerungen und absurde Wunschträume. Guidos Probleme haben in Federico Fellinis „8 ½“ (1963) zweifellos einen autobiografischen Ursprung, denn sie reflektieren zu einem nicht unerheblichen Teil Fellinis eigene Schwierigkeiten bei Dreharbeiten: ein schöner Film über die Unmöglichkeit, einen Film zu drehen. „8 ½“ läuft in einer Hommage an Marcello Mastroianni, einen in seiner Eleganz und Souveränität unvergleichlichen Schauspieler, der das europäische Kino der 60er und 70er-Jahre entscheidend mitbestimmte (23. 10., 19.30 Uhr, Babylon Mitte).
2011 hatte Hella Wenders in ihrem Dokumentarfilm „Berg Fidel – Eine Schule für alle“ recht überzeugend die Vorzüge des Lernens an einer inklusiven Grundschule in Münster aufgezeigt. Sechs Jahre später blickte sie in „Schule, Schule – Die Zeit nach Berg Fidel“ erneut auf ihre unterschiedlich beeinträchtigten Protagonisten von einst, die als Teenager längst im selektiven deutschen Schulsystem angekommen sind. Der überwiegend beobachtende Film insinuiert, dass David, Jakob, Samira und Anita dabei in ihrer heutigen Schulsituation weit unter ihren Möglichkeiten bleiben. Die Jugendlichen berichten von Stress und verschlechterten Noten – was einen allerdings angesichts ihrer Pubertät auch kaum wundert. Vor allem als Langzeitdokumentation über das Aufwachsen von Jugendlichen ist „Schule, Schule“ interessant, die Aussage über das deutsche Schulsystem wirkt jedoch ein wenig spekulativ (22.–24. 10., 18 Uhr, Bali Kino).
Es kommt frech, neugierig und respektlos daher und gibt allen Gelüsten und spontanen Eingebungen hemmungslos nach: Das Sams (Christine Urspruch) ist die Verkörperung des Prinzips Kind in Reinkultur. In einer beschaulichen Kleinstadt trifft das Fantasiewesen mit der Schweinsnase auf den schüchternen Herrn Taschenbier (Ulrich Noethen), der in der Bekanntschaft mit dem peinlich-netten Sams alsbald das Kind in sich selbst wiederentdeckt. „Das Sams“ verarbeitet Episoden aus den ersten drei „Sams“-Büchern, sehr witzig in Szene gesetzt von Regisseur Ben Verbong (21. 10., 15 Uhr, 23.10., 10 Uhr, Filmmuseum Potsdam).
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