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Spürhunde und schweres Gerät

Den Vorwurf in der Mordsache Jutta Fuchs, nicht zügig genug zu ermitteln, weist die Staatsanwaltschaft als populistisch zurück, auch wenn sie bei der Suche im geleerten Tietjensee bislang nur Schlick bewegt hat

VonJean-Philipp Baeck

Im leegepumpten Tietjensee am Rande Bremens sind bislang keine neuen Beweise für einen möglichen Mord an Jutta Fuchs gefunden worden. Das erklärte Staatsanwalt Arne Krüger am Mittwoch bei der Fortsetzung der Hauptverhandlung vor dem Landgericht Bremen. Vorwürfe der Verteidigung, die Polizei würde die Ermittlungen am See verschleppen, wies er entschieden zurück.

Mit Drohnen sei der See abgesucht worden, man habe kroatische Leichenspürhunde mit GPS-Trackern eingesetzt und den Schlamm teilweise „händisch“ durchforstet, erklärt Kluger. Auch Probebohrungen seien durchgeführt, „priorisierte Bereiche“ festgelegt und Gummimatten ausgelegt worden, wie sie sonst die Feuerwehr im Watt nutzt. Schweres Gerät und der Kampfmittelräumdienst mit Metalldetektoren seien im Einsatz.

Bei den Ermittlungen am Tietjensee werde „größtmögliche Gründlichkeit von den bestmöglichen Profis“ an den Tag gelegt, wehrte sich der Staatsanwalt gegen die Vorwürfe des Rechtsanwalts Horst Wesemann. „Wenn die Verteidigung durch einmaligen Besuch Rückschlüsse auf die Intensität der Ermittlungen zieht, ist das reiner Populismus“, so Kluger.

Wesemann hatte am Dienstag über die Presse eine Beschleunigung der Ermittlungen der Polizei am Tietjensee gefordert und im Sinne seines Mandanten auf ein zügiges Verfahren gedrängt.

„Man erwartet eine Hundertschaft in Gummistiefeln“, sagte Wesemann, bei seiner Begehung am Dienstag habe er aber nur wenige Mitarbeiter des Kampfmittelräumdienstes gesehen. Von Richter Helmut Kellermann forderte er eine Fristsetzung für die Ermittlungen der Polizei. Kellermann erklärte dazu, dass er plane, die Beweisaufnahme demnächst abzuschließen. „Ich gehe davon aus, dass am 12. November Ergebnisse vorliegen, oder auch nicht.“

In dem Verfahren ist ein 58-Jähriger wegen Mordes angeklagt. Ihm wird vorgeworfen, vor 25 Jahren seine ehemalige Lebensgefährtin, die bis heute vermisste Jutta Fuchs, ermordet zu haben.

Er bestreitet die Tat. Die Polizei hatte am 6. Oktober auf Anordnung des Gerichts begonnen, den Tietjensee leerzupumpen. Ein Jahr nach dem Verschwinden von Jutta Fuchs war eine mit Steinen beschwerte Tüte aus dem See gefischt worden, in der sich persönliche Sachen befanden. Die Ermittler suchen nun nach der Leiche und nach einer Pistole – möglicherweise der Mordwaffe.

Am Mittwoch wurden dazu noch mehrere Zeugen gehört – unter anderem der Sohn des damaligen Pächter des Sees, der als 13-Jähriger die Tüte aus dem See angelte. Wie bei seinen Eltern waren die Erinnerungen an Details nach 25 Jahren erwartungsgemäß verblasst.

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